Das Rennen um den Autobauer Opel läuft auf einen Zweikampf zwischen Magna und dem Finanzinvestor RHJ hinaus. Der ebenfalls an Opel interessierte chinesische Hersteller BAIC hinke den beiden anderen Bietern in den Verhandlungen hinterher, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen. RHJ und Magna stünden dagegen kurz davor, einen unterschriftsreifen Vorvertrag zu präsentieren. Bei BAIC sei dieser jedoch nicht in Sicht.
"Die Dynamik bei den Chinesen hat etwas nachgelassen, die Verhandlungen mit ihnen stehen gerade nicht im Fokus", hieß es in den Kreisen. GM Europe und BAIC wollten sich dazu nicht äußern. Allerdings warnten Insider auch davor, die Chinesen völlig abzuschreiben. Noch sei keine Entscheidung zugunsten von Magna oder RHJ gefallen. BAIC habe sich aus dem Bieterrennen nicht offiziell verabschiedet und führe weiter Gespräche mit GM.
Auch der im Wirtschaftsministerium für Opel zuständige Staatssekretär Jochen Homann betonte, in dem Rennen sei noch alles offen. "Es gibt keinerlei Vorfestlegung für irgendeinen Bieter in diesem Verfahren", sagte Homann, der die Opel-Verhandlungsgruppe der deutschen Regierung leitet. BAIC war Ende Mai kurz vor dem Abschluss einer Grundsatzvereinbarung mit Magna überraschend in das Wettrennen um Opel eingestiegen. Zwar legten die Chinesen zunächst nur ein sehr knapp gehaltenes Konzept vor. Nach einer Buchprüfung besserten sie ihr Angebot jedoch nach und versprachen, weniger Opel-Arbeitsplätze abzubauen und weniger Staatshilfe in Anspruch zu nehmen als der kanadische Autozulieferer und RHJ.
Für 51 Prozent an Opel bietet BAIC 660 Mio. Euro an Eigenkapital. Magna will 500 bis 700 Mio. in Opel investieren, davon jedoch nur einen kleinen Teil als Eigenkapital. RHJ kalkuliert Kreisen zufolge für eine Mehrheit an Opel mit rund 300 Mio. Euro. BAIC verlangt staatliche Garantien von 2,64 Mrd. Euro, RHJ 3,8 Mrd. Euro, Magna 4,5 Mrd. Euro.
Brückenkreditfür Opel
Derzeit wird Opel mit einem 1,5 Mrd. Euro schweren Brückenkredit am Leben gehalten. Staatssekretär Homann stellte klar, diese bisher gemachten Zusagen seien nicht an einen bestimmten Interessenten gebunden. Weitere Bürgschaften müssten in jedem Fall verhandelt werden. Regierungssprecher Thomas Steg hatte zuvor dagegen erklärt, die bereits zugesagten Staatshilfen gälten nur für Magna.
RHJ hatte sein Konzept im deutschen Wirtschaftsministerium präsentiert. Danach war von einem guten und konstruktiven Gespräch die Rede. Sonderrechte für GM wie eine gesicherte Rückkaufoption seien kein Thema mehr. Bei den Opel-Ländern stößt das RHJ-Konzept jedoch unverändert auf Widerstand. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck bezeichnete das Papier als "Zumutung". "Unsere Befürchtungen haben sich bestätigt, das ist kein akzeptables Konzept." In seinem Bundesland liegt das Motorenwerk in Kaiserslautern.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich für den Einstieg von Magna mit der russischen Sberbank bei Opel ausgesprochen. Das Magna-Konzept biete eine "ausgezeichnete Chance" zur Rettung von Opel, sagte die Kanzlerin heute nach den deutsch-russischen Regierungskonsultationen in Schleißheim bei München. "Wir setzen alles daran, die noch offenen Fragen zu lösen", sagte Merkel. Sie erwarte, dass Magna selbst seinen Beitrag zu den noch offenen Fragen leiste. Der Erfolg der Verhandlungen der Opel-Mutter General Motors mit Magna war in den letzten Tagen in Zweifel gezogen worden, nachdem der belgische Investor RHJ International sein Konzept konkretisiert hatte.