Porsche blitzt bei KfW ab

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Porsche ist im Bemühen um ein Milliardendarlehen der staatlichen Förderbank KfW endgültig gescheitert und muss nun rasch neue Geldquellen finden. "Wir loten verschiedene Möglichkeiten aus", sagte ein Sprecher des finanziell klammen Sportwagenbauers in Stuttgart. In Porsche-Kreisen hatte es zuletzt geheißen, die Banken gäben dem Unternehmen wegen der schwachen Bilanz derzeit keine weiteren Gelder.

Porsche sieht sich daher gezwungen, entweder seinen Sparkurs zu verschärfen oder den Schuldenberg mit Hilfe des Investors Katar abzubauen. Porsche drücken neun Mrd. Euro Schulden, seit Monaten klafft zudem eine Finanzlücke von 1,75 Mrd. Euro zur Aufrechterhaltung der laufenden Geschäfte.

Nach der vorläufigen Absage der deutschen Bundesregierung in der vergangenen Woche erhielt Porsche nun nach eigenen Angaben einen ablehnenden Bescheid der KfW. Porsche werde keinen neuen Kreditantrag bei der Förderbank stellen, teilte das Unternehmen mit. In mehreren Anläufen hatte Porsche versucht, die Politik und die Staatsbank zu einem marktüblich verzinsten Milliardenkredit für das laufende Geschäft zu bewegen, das den Steuerzahler nichts koste.

Porsches Kreditantrag stand jedoch von Anbeginn unter keinem guten Stern, da sich der Stuttgarter Autobauer im Zuge der Übernahme von VW verschuldet und Vorstandschef Wendelin Wiedeking staatliche Hilfen für Unternehmen stets gegeißelt hat. Weder die Absicherung des Darlehens mit dem 1,7-fachen Wert in Aktien von Volkswagen noch der Einsatz von Baden-Württembergs Regierungschef Günther Oettinger (CDU) überzeugten am Ende. Porsche-Finanzchef Holger Härter muss nun die Suche nach Geldgebern intensivieren und will "Gespräche über alternative Finanzierungsmöglichkeiten aufnehmen".

Eingeweihten zufolge hat Porsche in den vergangenen Monaten bereits alle Geschäftsbanken der Welt abgegrast. In die Bresche springen könnte abermals die Tochter VW. Die Wolfsburger haben Porsche im Zuge seiner Verhandlungen über die Verlängerung einer Kreditlinie über zehn Mrd. Euro im März bereits mit einem Darlehen über 700 Mio. Euro ausgeholfen, das im September fällig wird. Das Klima zwischen Wolfsburg und Stuttgart hat sich seit dem Frühjahr deutlich verschlechtert. Zu Wochenbeginn wies Porsche ein Offert von VW zur Übernahme von knapp 50 Prozent des Sportwagengeschäfts als Erpressungsversuch barsch zurück.

Porsche hält 51 Prozent der Stimmrechte an VW, hat aber wegen Finanzproblemen seinen ursprünglichen Plan zur Übernahme einer Beherrschungsmehrheit fallengelassen. Im Sommer muss Porsche 640 Mio. Euro aus einer Hybrid-Anleihe auszahlen, im März kommenden Jahres stehen Schulden über mittlerweile 10,75 Mrd. Euro zur Ablösung oder Verlängerung an.

Verhandlungen mit Katar

Um den Schuldenberg abzutragen und damit wieder kreditfähig zu werden, verhandelt Porsche-Chef Wiedeking seit Monaten mit dem Emirat Katar. Die Araber hätten mittlerweile ein Angebot zum Einstieg bei Porsche und zur Übernahme von VW-Optionen abgegeben, heißt es bei Porsche. Von diesem Offert muss Wiedeking noch die Eigentümerfamilien Porsche und Piech überzeugen, die über die Wege zum Schuldenabbau zerstritten sind: Die Familie Porsche will ihre jahrzehntelange Vormacht bei dem Unternehmen nicht aufgeben, VW-Patriarch Ferdinand Piech will hingegen mit einem Notverkauf von Porsche an VW seine Macht in Wolfsburg zementieren.

Aber auch die Staatskanzlei in Niedersachsen verlangt als zweitgrößter VW-Aktionär Mitspracherechte. "Es ist anzunehmen, dass der Einstieg von Katar nur funktioniert, wenn es zwischen allen Beteiligten eine einvernehmliche Lösung gibt", sagte ein Regierungssprecher in Hannover. Am 16. Juli trifft sich der VW-Aufsichtsrat zu einer außerordentlichen Sitzung.

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