Nach Pleite gegen Belgien

Constantini: "Wir sind nicht Weltklasse"

Teilen

Der ÖFB-Coach rang nach der 0:2-Heimniederlage nach Erklärungen.

Am Tag nach dem 0:2 in der EM-Qualifikation gegen Belgien hat Teamchef Dietmar Constantini versucht, Erklärungen für den desolaten Auftritt der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft zu liefern. Das Spektrum reichte von einer angeblich überzogenen Erwartungshaltung der Öffentlichkeit bis zu dem Hinweis, der Spielverlauf sei ungünstig gewesen.

Die Bilder der ÖFB-Heimpleite



Dass sein Team auf ganzer Linie enttäuschte, kam auch zur Sprache. "Belgien ist von Haus aus stark, und wir waren schwach dazu", analysierte der Tiroler. Die ÖFB-Auswahl sei eben "keine Weltklassemannschaft", betonte der Nationaltrainer. "Aber das wissen eh alle."

Im Vorfeld der Partie hatten die Teamspieler eine gehörige Portion Optimismus verbreitet, was jedoch laut Constantini von den Medien übertrieben groß transportiert wurde. "Die Erwartungshaltung war höher als angebracht. So eine Euphorie kann man dann schwer bremsen."

Mit der Zuversicht war es nach dem schnellen Gegentor schon wieder vorbei - die Österreicher zeigten sich geschockt und agierten bis zum Schlusspfiff nur noch plan- und ideenlos. "Einen Mentaltrainer brauchen wir deswegen aber nicht. Es läuft auch bei Klassemannschaften nicht, wenn sie 0:1 hinten sind", sagte Constantini.

"Ein, zwei Spieler" der ÖFB-Auswahl hätten nicht unbedingt ihren besten Tag erwischt, vermutete der 55-Jährige, ohne Namen zu nennen. Damit könnte Marko Arnautovic gemeint gewesen sein. "Wenn ihm so wie am Freitag gar nichts gelingt, wird er grantig und mault herum. Aber er kann auch immer Akzente setzen", meinte Constantini. Warum Arnautovic bei einem Eckball für Österreich lieber das Gespräch mit dem Coach suchte, anstatt am gegnerischen Strafraum für Gefahr zu sorgen, konnte Constantini allerdings nicht erklären.

Zu diesem Zeitpunkt, Mitte der zweiten Hälfte, hatte der Nationaltrainer beim Stand von 0:2 die Hoffnung auf eine Wende offenbar schon aufgegeben. "Wir waren nicht in der Verfassung, dass wir das noch gedreht hätten", begründete Constantini seine Entscheidung, bis zum Schluss an zwei zentralen defensiven Mittelfeldspielern festzuhalten.

Änderungen gegen die Türkei

Nun klammert sich der Betreuer an die Hoffnung auf eine Trendwende am Dienstag in Istanbul gegen die Türkei. "In diesem Spiel können wir uns rehabilitieren. Gegen die Türken sind wir Außenseiter. Sie werden ein schönes Spiel aufziehen wollen und wir werden versuchen, uns zu wehren", sagte Constantini und ergänzte: "Ich hoffe, dass wir den österreichischen Fußball in der Türkei würdig vertreten."

Im Vergleich zum Belgien-Match kündigte der Nationaltrainer gegen den WM-Dritten von 2002 einige Änderungen an. So wird wohl der zuletzt gesperrt gewesene Paul Scharner für David Alaba in die Mannschaft kommen, auch der an einer Oberschenkelverhärtung laborierende Franz Schiemer ist ein Thema. "Die Chancen stehen 50:50, dass es sich bei ihm ausgeht", meinte Constantini.

ÖFB-Boss Windtner: "Kein Persilschein" für Constantini
"Wir ziehen erst nach dem Türkei-Spiel Bilanz. Wir müssen jetzt Kontinuität und Contenance wahren, ansonsten würde man nur Unruhe in die Mannschaft reintragen", sagte ÖFB-Präsident Leo Windtner. Es sei durchaus möglich, dass Constantini auch bei einer Niederlage in Istanbul Teamchef bleibe, obwohl in diesem Fall der EM-Zug wohl endgültig abgefahren wäre. "Einen Persilschein gibt es zwar nirgends, aber es ist bekannt, dass wir für Kontinuität stehen", sagte der 60-Jährige nach einer ÖFB-Präsidiumssitzung am Samstag.


 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.

Die Bilder der ÖFB-Heimpleite