Die russische Eisenbahn ist mehr als nur einer der größten Transportbetriebe der Welt. Für ihre 1,2 Mio. Mitarbeiter betreibt sie Spitäler, darunter vier in Züge verpackt, Schulen und Versorgungseinrichtungen und definiert sich als sozialer Faktor in dem riesigen Land. Für Sozialleistungen budgetiert das Unternehmen jährlich 90 Mrd. Rubel (knapp 2 Mrd. Euro).
Grundsätzlich schreibe die Politik seinem Unternehmen die Tarife vor, auf dieser Basis müsse er profitabel wirtschaften, sagte der Präsident der russischen Bahn, Wladimir Jakunin (Vladimir Yakunin), in Alpbach. Angesichts der Wirtschaftskrise habe es allerdings heuer vom Staat eine Finanzspritze von 50 Mrd. Rubel gegeben, für 2010 rechnet Jakunin mit einer ähnlich hohen Unterstützung.
Außerdem werden strategisch gewünschte Investitionen, etwa zum Erschließen abgelegener Regionen oder zum Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecken, vom Staat mitfinanziert.
Seit die russische Bahn 2003 zur Aktiengesellschaft wurde und selbstständig auftritt, sei sie zu einem internationalen Faktor geworden. Wer jährlich 440 Lokomotiven kauft, gerade um 40 Mrd. Rubel eine neue Hochgeschwindigkeitsstrecke von Petersburg nach Finnland plant und jährlich 7.000 bis 9.000 Ingenieure anstellt sei ein gerne gesehener Geschäftspartner.
85.000 Gleiskilometer
Immerhin betreibt der Konzern 85.000 Gleiskilometer und befördert mit 20.000 Loks jährlich 1,3 Mrd. Passagiere und 1,3 Mrd. Tonnen Fracht. Die russische Bahn habe zuletzt sowohl eine leichte Lok für den Passagiertransport als auch eine erdgasbetriebene Zugmaschine entwickelt, die den derzeit stärksten Landtransport der Welt darstelle.
Im Herbst 2010 soll auch klar werden, ob der Bau einer breitspurigen Bahntrasse von der ukrainischen Grenze bis Wien wirtschaftlich sinnvoll ist. Derzeit wird in einem Joint Venture der Bahngesellschaften aus Russland, der Ukraine, der Slowakei und Österreich an der Machbarkeitsstudie gearbeitet.
Jakunin steht voll hinter dem Projekt und möchte Wien als Drehscheibe für den Ost-West-Transport ausbauen. "Wien liegt im Herzen Europas", habe eine gute Infrastruktur und Österreich sei als kleines Binnenland prädestiniert, eine Transport-Drehscheibe zu sein, streut Jakunin den Österreichern Rosen.