Für Schweden ist es eine Tragödie: Der tief in der schwedischen Industriegeschichte verwurzelte Autobauer Saab steht vor dem Aus. Unter dem Dach des US-Konzerns General Motors (GM), der intensiv an seiner Baustelle Opel arbeitet, war ein Überleben nicht mehr möglich. Am Mittwoch (25.11.) zeichnete sich das endgültige Ende für die Traditionsmarke ab.
Am Vorabend waren monatelange Übernahmeverhandlungen mit dem extrem kleinen heimischen Sportwagen-Fabrikanten Koenigsegg kurz vor dem Abschluss noch gescheitert. "Viel zu klein zum Überleben bei weltweiten Überkapazitäten und weit und breit kein neuer Interessent in Sicht", lautete das einhellig harte Votum der Experten.
Die Hoffnungen auf den Erhalt von 3.400 Saab-Arbeitsplätzen fielen auf ein Minimum. Und so beschäftigten sich die Akteure schnell mit Schuldzuweisungen denn mit Zukunftsperspektiven.
"Es waren zu viele verschiedene Instanzen beteiligt, und nicht alle sind gleich schnell gelaufen", meinte Christian von Koenigsegg und nannte konkret Verzögerungen in Brüssel bei einem dringend benötigten EU-Kredit über 600 Mio. Dollar (398 Mio. Euro).
Schwedens Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt dagegen fand, dass Koenigsegg mit seiner Jahresproduktion von gerade mal 20 Exklusiv-Sportwagen vielleicht doch den Mund etwas zu voll genommen hat: "Die haben monatelang Zeit und Ressourcen anderer in Anspruch genommen und behauptet, dass sie genügend Kraft und Reserven für diese Aufgabe haben."
Schwierige Ausgangslage
Solche Geplänkel wurden auch von den heimischen Medien angesichts der extrem schwierigen Ausgangslage eher achselzuckend wiedergegeben. Ganze 500 Personenwagen hat Saab im September im eigenen Land noch verkaufen können und muss in diesem Jahr mit einer weltweiten Absatzzahl von unter 50.000 Autos rechnen.
70 Prozent gegenüber dem Vorjahr beträgt das Minus. Vorausgegangen waren 20 Jahre unter dem Dach von GM, bei denen das schwedische Unternehmen nur zwei ohne Verluste überstand. Die Modelle waren meist technisch ausgereift und oft innovativ, aber auch recht teuer.
Am Stammsitz Trollhättan nördlich von Göteborg herrschte am Mittwoch Grabesstimmung. "Das Aus von Koenigsegg trifft uns wie ein Blitz aus heiterem Himmel", klagte Betriebsratschef Paul Akerlund. Da half auch die vage geäußerte Hoffnung wenig, dass vielleicht in letzter Minute der bisher als Finanzier mit Koenigsegg beteiligte Autokonzern BAIC aus China ein Angebot macht. Vielleicht zeigt aber auch dessen heimischer Konkurrent Geely noch Interesse, der als wahrscheinlicher Volvo-Käufer gilt und darüber mit Ford verhandelt.
"Ein Wunder bleibt die einzige Hoffnung", meinte die Zeitung "Göteborgs-Posten", traditionell eine Art Zentralorgan für Schwedens Autoindustrie mit stolzen Traditionen. Und weiter: "Saab ist schon so geschrumpft, dass es eigentlich keinen großen Unterschied mehr macht, ob das Unternehmen so bleibt wie jetzt oder ganz verschwindet."