Die Anbindung des derzeit entstehenden neuen Wiener Hauptbahnhofs an den öffentlichen Nahverkehr bereitet den Projektplanern der ÖBB kein Kopfzerbrechen. Eine Anbindung der U-Bahn-Linie U2 an den Hauptbahnhof sei nicht notwendig und eine Standseilbahn zur Erschließung des Stadtgebiet sinnvoll, unterstrich Projektleiter Karl-Johann Hartig bei einer Begehung. Allerdings sollte der noch offene Trassenverlauf der U2 bis Jahresende feststehen.
Eine Anbindung des Bahnhofs an die U2 sei nicht notwendig, so Hartig. Schließlich käme zur U1, deren Station Südtiroler Platz mit einer 120 Meter langen Passage mit dem Hauptbahnhof verbunden wird, auch noch die von den ÖBB betriebene S-Bahn als hochrangiges Verkehrsmittel hinzu. Wichtiger als die Bahnhofsanbindung sei die Erschließung der Stadtgebiete. Allerdings forderte Hartig in Richtung Stadt Wien: "Die Trasse sollte, wenn möglich, Ende dieses Jahres geklärt sein."
Ebenfalls positiv bewertet der Gesamtprojektleiter des Hauptbahnhofs den geplanten Cable-Liner, der zunächst von der U1-Station beginnend den Gürtel queren, durch die Bahnhofshalle fahren und auf Höhe des 20er Hauses enden soll. "Das System muss so sein, dass es verlängerbar ist", betonte Hartig. Bei der ersten Phase sei die Beteiligung der ÖBB fixiert. Für die von der Stadt gewünschte Phase 2, die Verlängerung bis zur U-Bahn-Linie U2, gebe es noch keine Vereinbarung.
In jedem Falle diene die auch People-Liner genannte Standseilbahn besonders der Erschließung der im Bahnhofsareal geplanten Stadtteile: "Für den Hauptbahnhof alleine hätten wir den People-Mover nicht benötigt." Und er sei sinniger als die teils propagierten Rollbänder: "Wenn ich das verlängern will zur U2, dann ist das viel zu lang für Rollsteige", so Hartig.
Verlängerte Straßenbahn-Linie D
Überdies trete noch die dann ins Areal verlängerte Straßenbahn-Linie D hinzu, welche die hochliegenden Gleise des Bahnhofs unterqueren und mit eigenen Zugängen direkt an die Bahnsteige angebunden wird. Dies solle bereits bis Ende 2012 der Fall sein, wenn der Hauptbahnhof in Teilbetrieb geht.
Bedenken wegen der geplanten zweimonatigen Sperre der U1 während des Sommers 2013 hat man bei den ÖBB ebenfalls nicht. Es sei eine zusätzliche Einschränkung, die aber früher oder später nun einmal kommen müsse, unterstrich Judith Engel, Projektleiterin der ÖBB-Infrastruktur.
Der letzte Zug wird den alten Südbahnhof am Abend des 13. Dezembers 2009 verlassen. Dann beginnt mit dem Abriss des alten Baus die eigentliche Errichtung des neuen Bahnhofs. Bereits mit dem Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2012 soll die Teilinbetriebnahme mit zwei Bahnsteigen und einem Durchfahrtsgleis erfolgen. In Vollbetrieb soll die Anlage Mitte 2015 gehen.
Dann wird der Hauptbahnhof aus zehn Bahnsteigkanten bestehen, 29 Rolltreppen und eine Tiefgarage mit 640 Stellplätzen aufweisen. Insgesamt werden 100 Kilometer neue Gleise, 300 Weichen und acht Kilometer Lärmschutzwände verbaut. Die Gesamtinvestitionen am Areal werden rund zwei Mrd. Euro betragen, 900 Mio. Euro davon fließen in die Bahnhofsinfrastruktur. 40 Prozent der Flächen für die am Areal geplanten Stadtteile sind bereits verkauft, womit man voll im Zeitplan liege, unterstrichen die ÖBB.