Die Österreichische Post will künftig in jeder Gemeinde eine Geschäftsstelle - also ein Postamt, einen Post-Partner oder eine Post-Servicestelle - anbieten. Damit geht die Post über die im Postmarktgesetz festgeschriebenen 1.650 Geschäftsstellen weit hinaus. Bis zu gut 2.500 Poststellen könnte es dann in Zukunft geben, hieß es bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von Post AG, Wirtschaftskammer und Gemeindebund. Derzeit gibt es 1.552 Geschäftsstellen, davon sind 1.133 noch klassische Postfilialen.
"Das Ziel ist, dass es bald in jeder Gemeinde einen Poststelle gibt, auch in jenen, in denen es bisher kein Postamt gab", so Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer. Er schränkte aber ein, dass dies noch ein schwieriger Weg wird. Der Ausbau der Poststellen soll laut der teilstaatlichen börsenotierten Post in erster Linie über Postpartner - Lebensmittelhändler, Gemeindeämter, etc. - erfolgen, so Post-Chef Georg Pölzl. Er verwies auf die bisherigen "positiven Erfahrungen" der Bevölkerung mit den Post-Partnern, was auch eine Umfrage belege.
Zahl der Ämter ungewiss
Die verstärkte Umwandlung von Postämtern in Post-Partner trifft nicht nur die Kunden, sondern auch rund 4.500 Postler, die noch in den Filialen arbeiten. Wie viele Ämter nach dem Post-Partner-Konzept 2010 der Post AG übrigbleiben werden, wollte Post-Chef Georg Pölzl bei der Vorstellung des neuen Konzepts nicht konkretisieren. Die kolportierte Zahl von 300 sei auf jeden Fall viel zu gering, betonte Pölzl.
Ganz werden die Ämter jedenfalls nicht verschwinden, zumindest in den Städten sollen sie erhalten bleiben. Die Post-Servicestellen, die im Gegensatz zu den Post-Partnern nur ein eingeschränktes Angebot haben, sollen verstärkt in Partnermodelle umgewandelt werden. Laut WKÖ-Chef Christoph Leitl gibt es österreichweit rund 2.000 Interessenten für eine Post-Partnerschaft, das gesamte Potenzial schätzt er auf 10.000. Insgesamt gibt es in Österreich 2.375 Gemeinden, präzisierte Mödlhammer.
Einfacher wird das Personalproblem durch die Ämterschließungen jedenfalls nicht. Rund 500 Postler sind schon jetzt zum Daumendrehen verurteilt, sie sitzen im sogenannten "Karriere- und Entwicklungscenter". Ob deren Zahl durch die zunehmende Umwandlung von Ämtern zu Post-Partnern weiter steigen wird, wollte Pölzl nicht kommentieren. Er verwies auf die Anstrengungen, Postler bei der Polizei unterzubringen. Allerdings läuft dieses Projekt bisher sehr schleppend. Zusätzlich will Pölzl noch Mitarbeiter den Gemeinden und Ländern anbieten. Und Wirtschaftskammer-Chef Christoph Leitl wandte ein, dass sich ja auch Postler bei den künftigen Post-Partnern bewerben können.
Vorgaben des Gesetzgebers werden nicht erfüllt
Derzeit erfüllt die Post AG allerdings nicht einmal die Vorgaben des Gesetzgebers, wonach es seit Jahresbeginn 1.650 Poststellen geben muss. Momentan sind es aber nur 1.552. Das liege daran, weil das Gesetz erst vor wenigen Wochen beschlossen wurde, verteidigte sich die Post. Sie räumte aber ein, dass es auch Widerstand gegen die Umwandlung in Partner gebe. So kämpfen etwa die Bürger der 1.645-Einwohner zählenden Kärntner Gemeinde Globasnitz weiterhin um ihr Amt.
Im Postmarktgesetz ist kein einziges Postamt festgeschrieben. Laut Gesetz darf seit Jahresbeginn ein Amt geschlossen werden, wenn ein Partner gefunden wird. Und das will die Post so schnell wie möglich, denn die Rechnung ist für Pölzl klar: Ein Amt kostet zwischen 60.000 und 70.000 Euro im Jahr, für einen Post-Partner hingegen muss die Post jährlich 15.000 bis 20.000 Euro in die Hand nehmen.
Wie es mit der Post insgesamt weiter geht, will der seit Herbst des Vorjahres amtierende Postchef Georg Pölzl am 17. Februar bei einer Aufsichtsratssitzung vorstellen.
Bures ist zufrieden, Gewerkschaft nicht
Infrastrukturministerin Bures begrüßt die Pläne von Post, Wirtschaftskammer und Gemeindebund, das Netz von Postgeschäftsstellen deutlich dichter zu machen. Bereits mit dem neuen Postmarktgesetz und der darin fixierten Zahl von mindestens 1.650 Ämtern sei eine flächendeckende Versorgung sichergestellt, wenn die Post nun über diese Zahl hinausgehen wolle, dann stoße dies auf Zustimmung.
Die Postgewerkschaft zeigte sich am heutigen Montag hingegen sehr erstaunt über den Vorstoß des Managements, noch mehr Ämter einzusparen und dafür das Post-Partnerkonzept massiv auszubauen. Man sei im Vorfeld darüber nicht informiert worden.
Außerdem habe es die Postführung schon bisher nicht geschafft genug Post-Partner zu finden, verweist Gewerkschaftsboss Gerhard Fritz auf die Zahl von derzeit 1.552 Geschäftsstellen (Ämter plus Partner), obwohl im neuen Postmarktgesetz 1.650 Geschäftsstellen vorgeschrieben sind. "Es wäre an der Zeit, dass Postchef Georg Pölzl einmal mit uns redet", hieß es von der Postgewerkschaft.
"Hier werden gewachsene Strukturen vernichtet", so Manfred Wiedner, oberster Christgewerkschafter (FCG) der Post. Wiedner hatte im Vorjahr das Volksbegehren "Stopp dem Postraub" initiert, das rund 140.000 Unterschriften erhielt. Erzürnt zeigt er sich auch darüber, dass die Belegschaftsvertretung über die Pläne aus den Medien erfahren habe. "So kann es nicht weitergehen, hier werden die Gefühle der Mitarbeiter verletzt", betonte Wiedner.