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Bank Austria: Wieder stärkeres Wirtschaftswachstum

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Österreich profitiert von Exporten, Investitionen und privatem Konsum.

Ökonomen der Bank Austria gehen für die beiden kommenden Jahre von einer deutlichen Erholung der Wirtschaft aus - weltweit, in der Eurozone und in Österreich. In Österreich sollte das Wirtschaftswachstum 2014 und 2015 wieder die 2-Prozent-Marke erreichen. Getragen von Exporten, günstigen Zinsen und Einkommenszuwächsen sollte sich auch der Investitionsstau lockern und der Konsum anziehen.

"Die Erholung wird unterschätzt, sie wird zügiger vorangehen, als viele glauben", sagte Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer am Montag bei einem Pressegespräch in Wien. Der Bank Austria Konjunkturindikator hat im Dezember den höchsten Stand seit über zwei Jahren erreicht.

"Eurokrise überwunden"          
                                                                                                                                                         Die Stimmungsindikatoren weisen in allen Industrieländern nach oben, sogar in Ländern wie Italien oder Osteuropa, betonte Bruckbauer. Auch für die europäische Konjunkturlokomotive Deutschland und die gesamte Eurozone werden für 2014 mit 2,5 Prozent bzw. 1,5 Prozent deutlich über dem Konsensus liegende Wachstumsraten erwartet. Nach -1,8 Prozent in diesem Jahr sollte auch Italiens Wirtschaft wieder wachsen, 0,7 Prozent in 2014 bzw. 1,8 Prozent in 2015. Für Osteuropa werden 2,1 bzw. 2,3 Prozent erwartet, für die USA 2,4 bzw. 2,5 Prozent und für China 7,3 bzw. 7,0 Prozent.

Die Eurokrise sei überwunden, die Erholung bisher zurückgehalten worden, so Bruckbauer. Gewinne und Investitionen würden wieder deutlich nach oben gehen. Ein Grund für den sich abzeichnenden unerwartet starken Aufschwung sieht Bruckbauer auch in der relativ weit fortgeschrittenen Konsolidierung der Euroländer, die nun nicht mehr so viel sparen müssten. Der Konsolidierungsaufwand in Prozent des BIP werde von 1,4 Prozent im Jahr 2012 auf 0,3 Prozent in 2014 sinken.

Die Stimmungsverbesserungen seien bereits auf die heimische Realwirtschaft übergeschwappt, Exportaufträge und Industrieproduktion würden seit Juli steigen, sagte Bank Austria-Ökonom Walter Pudschedl. Seit Jahresmitte gebe es auch erste Signale für eine Trendumkehr bei Investitionen und Konsum. Der Arbeitsmarkt werde aber weiter belastet bleiben, die Inflation sollte sich rückläufig entwickeln. Druck auf die Preisentwicklung werde von den geplanten Abgabenerhöhungen der neuen Regierung - Tabaksteuer, Schaumweinsteuer, Nova usw. - und der höheren Nachfrage ausgehen. Nach 1,7 Prozent in 2014 wird in 2015 ein leichter Anstieg auf 1,9 Prozent erwartet.

Ökonomen sehen Aufwärtstrend                                                                                                                                                           Der Aufwärtstrend werde auf breiter Ebene erfolgen, erwarten die Ökonomen. Neben den Exporten, Investitionen und dem öffentlichen Konsum werde der private Konsum zur wichtigsten Wachstumssäule. Investitionen und Konsum seien für 75 Prozent des BIP-Anstiegs verantwortlich. Maschinenbau, Elektro- und Fahrzeugindustrie werden vom Aufschwung am meisten profitieren. Auch die zuletzt rückläufige Sparquote dürfte wieder leicht steigen.

Nun seien auch alle Voraussetzungen da, um das Budget wieder auf Kurs zu bringen, so Bruckbauer. Da die Einnahmen aus der Frequenzversteigerung die Bankenhilfen - etwa für die Hypo Alpe Adria - überkompensieren, werde das Defizit 2013 geringer ausfallen als geplant. Für 2014 und 2015 rechnen die Ökonomen mit weiteren Belastungen durch (teil-)verstaatlichten Banken im Ausmaß von 1 Prozent des BIP pro Jahr. Zusammen mit der ab September 2014 geplanten Umstellung des ESVG 2010 (Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung), die den Verschuldungsgrad um 2 1/2-Prozentpunkte erhöhen wird, dürfte die öffentliche Verschuldung 2014 auf maximal 76,9 Prozent getrieben werden. 2015 sollte sie wieder auf 75,4 Prozent zurückgehen.

Entlastung am Arbeitsmarkt                                                                                                                                                                  Am Arbeitsmarkt wird keine Entlastung erwartet. Da die Erwerbsbevölkerung nahezu gleich stark steigt wie das Beschäftigungswachstum, werde die Arbeitslosenquote bis Ende 2015 nur langsam auf 7,4 Prozent sinken.

Die Risiken für ihre Wirtschaftsprognose sehen die Bank Austria-Ökonomen weniger von Europa als von den USA ausgehen. Europa könnte eher positiv überraschen, auch ein niedrigerer Ölpreis könnte positiv überraschen.

In den USA dürfte dagegen der erwartete Ausstieg aus dem sogenannten "Tapering" - also dem milliardenschweren Ankauf von US-Staatsanleihen durch die US-Notenbank Fed - für Verunsicherungen sorgen - mit unklaren Auswirkungen auf die Finanzmärkte. Europa sollte aber weniger darunter leiden, allerdings könnte dies in einigen Emerging Markets für vorübergehende Krisen sorgen. Bruckbauer rechnet schon im Jänner mit dem Beginn des Ausstieges.

2015 dürfte die Fed auch wieder mit Leitzinserhöhungen beginnen, die EZB ab Mitte 2015. In den USA wird auch der Streit um die Haushaltspolitik mittelfristig als Risiko eingeschätzt. Der Euro sollte gegenüber dem US-Dollar auf bis zu 1,45 aufwerten.

In Europa könnten dagegen angesichts der bevorstehenden EU-Wahlen Anti-EU, Anti-Euro oder Anti-Globalisierungsströmungen stärkeren Einfluss auf die Politik gewinnen, wird befürchtet.



 

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