Gewerkschaft rechnet mit 120.000 Teilnehmern - Dreitägiger Generalstreik nächste Woche geplant.
Die Briten steuern auf die härtesten Arbeitskämpfe seit fast 25 Jahren zu. Mit einem Generalstreik bei der Post droht der Wirtschaft der Stillstand und vielen Kleinbetrieben im Vorweihnachtsgeschäft das Aus.
Nachdem wochenlange Verhandlungen gescheitert waren, traten die Beschäftigten der staatlichen Royal Mail am Donnerstag (22.10.) für 2 Tage in einen ersten landesweiten Streik. Die Gewerkschaft CWU rechnete mit 120.000 Mitarbeitern, die sich dem Aufruf zur Arbeitsniederlegung bis Samstag Mitternacht anschließen. Für die kommende Woche kündigte die Gewerkschaft bereits einen dreitägigen Generalstreik an.
Die Interessenvertreter der Postmitarbeiter protestieren gegen die geplante Modernisierung und einen damit verbundenen Stellenabbau. Die Regierung und die Geschäftsführung der Royal Mail wollen dagegen verhindern, dass die Post im internationalen Wettbewerb noch weiter ins Hintertreffen gerät.
Im Schnitt verliert sie jährlich 10 % Marktanteil. Premierminister Gordon Brown rief beide Seiten auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Wenn immer mehr Kunden der Royal Mail den Rücken kehren, dann werden mehr Arbeitsplätze verloren. Insofern ist dies zwecklos."
Die Gewerkschaft kritisierte, dass die Post-Manager den Rotstift entgegen staatlicher Abkommen ansetzten, um das Unternehmen für eine Teilprivatisierung fit zu machen. Als mögliche Bieter für den 30-prozentigen Royal-Mail-Anteil wird neben der niederländischen TNT auch die Deutsche Post genannt. Die Regierung verschob den Verkauf nach dem Widerstand von Hinterbänklern in der Labour-Regierung.
Bei der Zustellung gibt es bereits seit Wochen Verzögerungen. So hatte Microsoft sein neues Windows 7 bereits vor der offiziellen Markteinführung an Kunden verschickt. Die Post will rund 30.000 Leiharbeiter als Streikbrecher für den steigenden Bedarf in den verbleibenden 2 Monaten bis Weihnachten einsetzen. Knapp drei Viertel der 4,8 Mio. Kleinbetriebe sind nach Angaben des Mittelstandsverbands auf die Dienste der staatlichen Post angewiesen.
Dem Poststreik könnten sich bald andere Branchen anschließen. Bei Feuerwehr und U-Bahnen stehen Abstimmungen aus. Zuletzt hatten die Bergarbeiterstreiks 1985 solche Ausmaße angenommen.