Cayman-Inseln geht das Geld aus

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Cayman-Inseln. Das klingt nach reichen Menschen, die an weißen Sandstränden schlendern und ihre Zehen in türkisfarbenes Wasser tauchen. Cayman-Inseln klingt auch nach Steuerschlupfloch, Briefkastenfirmen und Bereicherung. Das Wort Pleite hört sich dagegen nach einem Fremdkörper im Inselidyll an. Jetzt aber scheint genau das bevorzustehen - dem britischen Überseeparadies geht das Geld aus. Im Ringen um einem Ausweg aus der Misere ist nun ein besonders verwegener Vorschlag aufgetaucht, der die Gemüter erhitzt: Steuern in der Steueroase einzuführen.

Denn die Finanzkrise ist auch über die Inselgruppe in der Karibik 300 km südlich von Kuba wie ein Sturm hinweggefegt. Schließlich gilt die Hauptstadt George Town als der fünftgrößte Finanzplatz der Welt. Zwar haben die Inseln nur rund 52.000 Einwohner. Doch dafür haben hier tausende Unternehmen, Banken und Hedge Fonds einen Sitz - und die meisten gerieten in der Krise in Schwierigkeiten. Hinzu kam, dass die Kronkolonie nach dem G-20-Gipfel in London vorübergehend auf die "graue Liste" der Steueroasen gesetzt wurde, was weder gut fürs Image noch für die Geschäfte war.

Steueroase häufte 2008 Rekordschulden an

Zu all dem hat sich nun die britische Regierung geweigert, dem kleinen Bruder auszuhelfen. Da die Cayman-Inseln im vergangenen Finanzjahr Rekordschulen angehäuft haben, müssen sie in London um Erlaubnis bitten, um mehr Schulden aufzunehmen. Doch die Anfrage, sich langfristig weitere 372 Mio. Kaiman-Dollar (322 Mio. Euro) zu leihen, lehnte London ab.

Auch die Zusage für 30 Mio. Kaiman-Dollar, um im September Gehälter und Subunternehmer zu zahlen, gab es nicht. Erst müssten die Inseln ihr Defizit in den Griff bekommen, schrieb der Staatssekretär im Außenministerium, Chris Bryant. Es folgte der explosive Satz: "Ich fürchte, Sie haben keine andere Wahl, als neue Steuern in Erwägung zu ziehen - zum Beispiel Lohnsteuer oder Grundsteuer."

Einführung von Steuern kein Tabu mehr

Die Empörung ist groß. Kamen die Inseln doch dadurch zum Wohlstand, dass keine direkten Abgaben wie Unternehmens- oder Einkommenssteuer erhoben werden. Und so versprach Regierungschef William McKeeva Bush auch umgehend, "alles zu tun, um durch diese turbulenten Zeiten zu kommen" - ohne dabei dem Tourismus und der Finanzbranche zu schaden.

Auch Wirtschaftsvertreter glauben nicht, dass es Unternehmen nun an den Kragen geht. "Steuern sind nur ein Vorschlag", sagte Charles Jennings von der Beratung Maples and Calder der Zeitung "Financial Times". Es gebe "absolut keinen Hinweis", dass Fonds oder generell die Offshore-Finanzbranche mit Steuern belastet werde.

Im Inselparadies ärgert man sich aber auch, dass sich London ziert - ist doch Großbritannien trotz weitreichender Autonomie zuletzt immer noch verantwortlich für seine ehemalige Kolonie. Von einer "gesetzlichen Pflicht, im Sinne der Cayman-Inseln zu handeln", sprach Anthony Travers vom Branchenverband Cayman Financial Services Association.

Doch Großbritannien hofft, dass nicht noch andere Steueroasen unter seinen Fittichen in Nöte geraten - so soll das Außenministerium auch schon an die Mini-Karibikinsel Anguilla eine Warnung wegen ihrer öffentlichen Finanzen ausgesprochen haben.

Trotz aller Unkenrufe: Von einem drohenden Staatsbankrott der Cayman-Inseln, wie ihn die britische Zeitung "The Guardian" bereits ausgerufen hatte, sieht sich die Regierung weit entfernt. "Wir haben mehr Vermögenswerte als Schulden", sagte Bush, der auch Infrastrukturprojekte für das Finanzloch verantwortlich macht. "Wir werden uns retten. Und wir sind nicht schlechter dran als Großbritannien oder jedes andere Land."

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