Kleinbetriebe sehen noch Hürden bei E-Business

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Teure Berater, kostspielige Software und wenig Wissen über Technik oder Einsatzmöglichkeiten: Der Einstieg ins E-Business wirkt auf Klein- und Mittelunternehmen (KMU) oftmals abschreckend. Besonders schwierig scheint die Situation für Kleinstbetriebe - also Firmen mit weniger als zehn Mitarbeitern - zu sein. Und das sind immerhin 90 Prozent der Unternehmen in Österreich.

"E-Business bietet Chancen, es gibt aber auch Probleme - oder sagen wir Herausforderungen", erklärte Peter Voithofer, stellvertretender Direktor der KMU Forschung Austria, bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der APA-E-Business-Community in Wien. Viele Kleinbetriebe würden beim Einstieg ins E-Business zögern, weil das notwendige IT-Know-how fehle, hohe Aufwendungen notwendig seien oder einfach keine Relevanz für die eigene Branche gesehen werde. Ein weiterer Grund könnte die Altersstruktur der Unternehmer, die zum Großteil nicht mit Internet und Co. aufgewachsen sind, sein. Allerdings stelle sich auch die Frage nach der Wettbewerbsfähigkeit, wenn auf aktuelle Entwicklungen nicht reagiert werde.

Große Unterschiede beim Einsatz neuer Technologien gebe es einerseits abhängig von der Branche, andererseits bei der Betriebsgröße, so Voithofer. Denn rund ein Drittel der Ein-Personen-Unternehmen (EPU) könnte als "Nebenerwerbsunternehmer" bezeichnet werden, weil sie ihr Geschäft beispielsweise neben einem anderen Arbeitsverhältnis betreiben. Die verschiedenen Spielarten des E-Business würden dementsprechend unterschiedlich genutzt: Vom Steuerberater, der vor allem mit Ämtern online kommuniziert, bis zum Installateur, der über Nacht die aktuellen Preise des Großhändlers eingespielt bekommt.

KMU profitieren von "Long Tail-Prinzip"

Einer der Vorteile des E-Business sei, dass bei der Distribution von digitalen Gütern praktisch keine Lagerkosten entstünden. "Amazon erzielt mit Liedern, die es im Handel gar nicht gibt, weil sie nur selten verkauft werden, hohe Umsätze", sagte Gerhard Laga, Leiter des E-Centers der Wirtschaftskammer Österreich (WKO). Von diesem sogenannten Long-Tail-Prinzip - wonach man im Internet auch mit Nischenprodukten Erfolge erzielen kann - würden auch KMU profitieren.

Viel Potenzial sieht der Experte auch bei der elektronischen Rechnungslegung. Nachdem in diesem Bereich lange Zeit relativ wenig passiert sei, würden die Großbetriebe den Kleinunternehmen inzwischen keine Wahl mehr lassen und die Digital-Umstellung zur Bedingung für ihre Lieferanten machen.

Hewlett-Packard (HP) akzeptiere inzwischen nur noch elektronische Rechnungen, habe dadurch aber keine Lieferanten verloren. "Wenn Druck da ist, ist das kein Problem", erklärte Wolfgang Berger von HP. Generell sei derzeit eine massive Veränderung des Kundenverhaltens feststellbar. "Viele Unternehmen reagieren darauf nicht und überleben trotzdem. Aber wer die Käuferschicht der Zukunft haben will, muss etwas tun", ist Berger überzeugt. Auch im IT-Bereich seien viele Betriebe zu langsam gewesen und dadurch in die Pleite geschlittert.

"E-Business setzt ein Zusammenspiel von IT-Anbietern, Beratern und Unternehmen voraus. Wenn das funktioniert, profitieren alle davon", ergänzte Harald Lakatha, Geschäftsführer des Softwareanbieters IT Solution. Denn mindestens ebenso wichtig wie die Technologie sei die organisatorische Umstellung der Geschäftsprozesse.

Geschäftsmodelle müssen adaptiert werden

E-Business biete viele Möglichkeiten. Auch Handwerker könnten die aktuell schwierigen Zeiten durchtauchen und beispielsweise bei Ersatzteilen sparen, wenn sie auf Online-Beschaffungsplattformen einkaufen würden. "Das Problem ist, dass viele E-Business-Modelle aus dem Großkundenbereich kommen. Diese müssen entsprechend adaptiert oder komplett neu entwickelt werden, um sie in den KMU-Markt hineinzutragen", so Lakatha.

"Manche Betriebe brauchen E-Business nicht und wollen es nicht. Aber die Chancen und Möglichkeiten sind enorm", pflichtete Marion Tschirk, Geschäftsführerin des Beratungsunternehmens seeyou 3.0, bei. In den nächsten Jahren werde die Entwicklung in den KMU ankommen. "Denn der Druck von Herstellern und Lieferanten weitet sich aus", so Tschirk.

Generell sei es "reine Zeit- und Ressourcenverschwendung", wenn Kleinunternehmen eine Software installieren, Foren, einen Chat oder Bewertungsmöglichkeiten auf der Website integrieren, ohne sich zuvor überlegt zu haben, wozu sie das brauchen beziehungsweise wie sie das organisatorisch bewältigen. Technik alleine reiche nicht aus, weil E-Business auch eine andere Organisationsform und Marktausrichtung voraussetze, betonte Tschirk. Gefragt seien pragmatische Lösungen für konkrete Problemstellungen.

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