"Mobile World Congress" im Zeichen der Krise

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Es war schon einmal mehr los auf der weltgrößten Mobilfunkmesse "Mobile World Congress" in Barcelona, aber auch die erfolgsverwöhnte Handybranche muss in der Wirtschaftskrise kleinere Brötchen backen. Oder gleich die Bäckerei wechseln, wie etwa Nokia, das die Anziehungskraft der Messe nutzt, aber nicht dessen Platzangebot, und heuer seine Kunden in Sichtweite des ehemaligen Olympiageländes einlädt.

Eine Vorgangsweise, die auch der österreichische Infrastrukturanbieter Kapsch CarrierCom gewählt hat. Der Linzer Handyhersteller Emporia hingegen hat sich in den vergangenen Jahren von einem Ministand zu einer respektablen Präsentationsfläche mitten im Messegelände hochgearbeitet. Österreichs Mobilfunker sind nicht mit eigenen Ständen vertreten, T-Mobile aber über die deutsche Konzernmutter - allerdings heuer einstöckig im Vergleich zum zweistöckigen Stand der Vergangenheit. Die Mobilkom Austria nutzt die Messe wieder für ein Get-Together für Journalisten aus allen Ländern, in denen die Tochter der Telekom Austria vertreten ist.

Die Zeiten, in denen bei der Messe ein Feuerwerk an neuen Handys präsentiert wurde, gehören der Vergangenheit an. Gerade einmal Samsung und Sony haben als große Konzerne die Chance genutzt und mit gehörigem Werbedruck eine neue Generation von Smartphones präsentiert. Sie alle hecheln dem Kulthandy iPhone des US-Herstellers Apple hinterher. Apple selbst ist auf der Messe nicht vertreten.

Das große Thema der Messe ist das mobile Internet, angefangen von den Endgeräten (Stichwort Smartphone) bis zur Übertragungstechnologie (Stichwort LTE - Long Term Evolution). Weitere Zukunftsthemen sind Green IT, also vor allem stromsparende Lösungen, und die drahtlose Energieversorgung von Handy, MP3-Player und Co. Diese geschieht über Induktionstechnik, Voraussetzung dafür ist eine Energie-Übertragungs-Matte, auf die das Endgerät gelegt wird und die dann den Strom kabellos überträgt.

Und dann wäre da noch die Schlacht zwischen Google, Microsoft und Apple. Der US-Softwaregigant Microsoft versucht das verschlafene Geschäft im Handy-Softwarebereich nun mit Windows Mobile wachzuküssen, am Stand hielt sich kurz nach der Eröffnung der Messe das Interesse der Besucher aber noch merklich in Grenzen. Beim "Erfinder" des mobilen E-Mails hingegen, der US-Firma Blackberry, stauten sich schon am Vormittag die Besucher.

Dass das Handy die Welt regiert, zeigt auch folgende Prognose: Im laufenden Jahr dürfte die Zahl von fünf Milliarden Mobiltelefon-Kunden übertroffen werden, wie der Internationale Fernmeldeverein (UIT) in Genf bekanntgab. Selbst im Rezessionsjahr 2009 ging die Nachfrage nach Mobiltelefonen nicht zurück: Ende 2009 wurden nach UIT-Angaben weltweit 4,6 Milliarden Handy-Verträge gezählt. Vorwärts geht es auch mit dem Breitband-Internet: Ende 2009 wurden 600 Millionen Anschlüsse registriert. Laut UIT düfte im laufenden Jahr die Milliarden-Schwelle übertroffen werden.

Die wichtigsten Trends auf dem Mobile World Congress:

- Boom der Smartphones: Während der Handy-Markt im vergangenen Jahr wegen der Wirtschaftskrise schwach blieb, wuchsen die Verkäufe der Computer-Telefone weiter. 2009 war etwa jedes siebente verkaufte Handy ein Smartphone, in drei Jahren soll ihr Marktanteil bei rund 40 Prozent liegen. Voraussetzung dafür wären auch günstige Datentarife.

- Apps für alle Fälle: Die kleinen Programme - von Spielen über Bildbearbeitung bis hin zu Navigation - verwandeln die Smartphones in mobile Alleskönner. Verschiedene Hersteller versuchen, den Erfolg von Apples App Store für das iPhone zu wiederholen. Die besten Fortschritte macht dabei bisher Google mit der Plattform Android.

- Unterwegs noch schneller im Internet: Während viele auch in Deutschland noch nicht einmal UMTS nutzen, arbeitet die Branche schon mit Hochdruck an dem Nachfolgestandard. LTE (Long Term Evolution) soll Geschwindigkeiten von bis zu 100 MegaBit pro Sekunde bieten, das Hundertfache einer einfachen DSL-Leitung. Testnetze laufen bereits.

- Werbung auf dem Handy: Google und Apple gaben zuletzt insgesamt rund eine Milliarde Dollar für Firmen aus, die Werbung auf die Handys bringen. Das ist kein Zufall: Mit zunehmender Nutzung des mobilen Internets wachsen auch Möglichkeiten, damit Geld zu verdienen. Unter anderem dürfte an den Aufenthaltsort angepasste Werbung zunehmen.

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