Physik-Nobelpreis 2009 für Glasfasernetz-Grundlagen

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Der Physik-Nobelpreis geht an 3 Forscher, die in den 1960ern die Grundlagen der Digital-Kommunikation legten.

Die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften hat die mit 10 Mio. Kronen (975.705 Euro) dotierte Auszeichnung zur Hälfte dem britischen und US-Staatsbürger Charles K. Kao zuerkannt, der als einer der "Väter der Glasfaser-Technologie" gilt.

Zu je einem Viertel erhalten der kanadische und US-Bürger Willard S. Boyle und der US-Forscher George E. Smith den Preis für die Entwicklung des ersten CCD-Sensors, der sich heute als "elektronisches Auge" in den meisten Digitalkameras findet.

Der diesjährige Preis erfülle den Willen des Stifters Alfred Nobel "ausgesprochen gut", habe dieser doch testamentarisch verfügt, dass die Auszeichnung "für nützliche Sachen" vergeben werden soll, erklärte der schwedische Nobel-Juror, Christer Svensson. Für das Nobelpreis-Komitee haben die Laureaten als "Masters of Light" "die Grundlagen für die heutige Netzwerk-Gesellschaft" mitentwickelt. Sie hätten Innovationen für das Alltagsleben und neue Werkzeuge für die wissenschaftliche Arbeit geschaffen, heißt es in der Begründung.

Der 1933 in Shanghai geborene Kao gilt als Pionier auf dem Gebiet der Glasfaseroptik und Telekommunikation. Bereits 1966 führte seine Arbeit zum Durchbruch von Lichtleitern: Er berechnete, wie Licht über große Distanzen in Glasfasern geleitet werden kann, indem Verunreinigungen in den für Lichtleiter vewendeten Materialien vermieden werden. Heute ermöglicht die Glasfasertechnik die weltweite schnelle Übertragung großer Datenmengen, etwa im Bereich Internet oder Telefonie.

Der 1924 in Kanada geborene kanadische und US-Staatsbürger Boyle und der 1930 in den USA geborene US-Forscher Smith entwickelten 1969 - eigentlich auf der Suche nach einer Möglichkeit zur Datenspeicherung - das erste erfolgreiche bildgebende Verfahren unter Einsatz eines digitalen Sensors. Beim CCD (Charge-Coupled Device) wird der von Albert Einstein beschriebene und 1921 mit dem Nobelpreis ausgezeichnete photoelektrische Effekt genutzt, bei dem Licht in elektrische Signale umgewandelt wird.

Schnelle Pixel-Auslesung

Die Herausforderung bei der Entwicklung eines solchen Bildsensors war, die Signale von vielen Bildpunkten, sogenannten Pixel, in kürzester Zeit auszulesen. CCD, die das Herzstück der meisten digitalen Foto- oder Videokameras bilden, haben nicht nur die Fotografie revolutioniert. Sie werden auch in zahlreichen in der Wissenschaft eingesetzten bildgebenden Verfahren verwendet, etwa im Bereich Medizin oder Astronomie.

Mit großer Gelassenheit hat der als einer der Favoriten für den diesjährigen Physik-Nobelpreis gehandelte Innsbrucker Quantenphysiker Peter Zoller die Zuerkennung des Preises an die drei Wissenschafter aufgenommen. "Für mich war der Tag gar nicht so spannend", meinte der Wissenschafter, der den Vormittag beim Zahnarzt verbracht hat. Für Zoller hat ein Naturwissenschafter mit Ziel Nobelpreis von vornherein etwas falsch gemacht. Er sehe es als große Ehre, zum Kreis der möglichen Preisträger gezählt worden zu sein, und außerdem zeige es, dass Österreich auf diesem Gebiet vorn dabei sei.

Als "tolle Entscheidung" bezeichnete Halbleiter-Spezialist Erich Gornik, Professor an der TU Wien, die Entscheidung des Nobel-Komitees. Laut Gornik, der von 1975 bis 1978 mit Boyle und Smith an den Bell-Laboratories in New Jersey gearbeitet hat, hätten die beiden mit ihren Arbeiten damals "kein Aufsehen" erregt. Für Georg Reider, Vorstand des Instituts für Photonik der TU Wien, ist Kao "einer der Väter der Glasfaser-Technologie". Die diesjährigen Physik-Preise seien "anders als in den anderen Jahren, indem sie technische Innovationen anerkennen, die die Welt verändert haben".

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