Die österreichischen Milchbauern steigerten 2018 die Milchanlieferung auf 3,4 Mio. Tonnen.
Das gelang, obwohl die Dürre im Sommer des Vorjahres ab der Jahresmitte zu einem Rückgang geführt hat. Sehr gut liefen die Exporte, die um gut vier Prozent auf 1,23 Mrd. Euro zulegten. Der Strukturwandel ging unterdessen weiter, immer weniger Milchbetriebe produzieren in Summe mehr Milch.
Die hohe Konzentration des Einzelhandels macht den Milchbauern bzw. den Molkereien weiter zu schaffen. Kostensteigerungen seien den Molkereien nicht entsprechend abgegolten worden, sagte Helmut Petschar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) und Geschäftsführer der Kärntnermilch, am Dienstag vor Journalisten. Die Branche setze jedoch unverändert auf Qualitätssteigerung. So würden bereits 17,9 Prozent der Milch von Biobauern geliefert - in Deutschland seien es erst 3,5 Prozent, verglich VÖM-Geschäftsführer Johann Költringer.
Der Erfolg der Qualitätsoffensive hängt aber letztlich davon ab, dass der Handel das mit höheren Preisen honoriert - und der Konsument bereit ist, dafür zu zahlen. Bedenke man, dass Milch in Schilling schon einmal umgerechnet über einen Euro gekostet hat und heute die Preise auch in dieser Größenordnung lägen, obwohl die Verbraucherpreise zwischenzeitlich um 65 Prozent gestiegen seien, dann sei Milch sicherlich zu billig, rechnete Petschar vor. Er ist auch überzeugt, dass die Konsumenten bereit wären, 10 oder 20 Cent mehr pro Liter hochwertiger Milch zu zahlen.
Weniger klar ist die Lage bei den neu eingeführten Glasflaschen für Milch. Der Umweltnutzen sei umstritten, erinnerte Petschar und die Glasverpackung erzeuge Mehrkosten. Ob sich das für die Berglandmilch rechne, die acht Mio. Euro dafür investiert hat, könne er nicht sagen.
Die Exportquote der Branche liegt bei 44 Prozent, wobei davon fast die Hälfte nach Deutschland geht. China hat sich zwar im Vorjahr als Exportmarkt verdoppelt - liegt mit 48 Mio. Euro aber noch auf einem sehr niedrigen Niveau. Angesichts der langen Transportwege werden vor allem Pulver- und Haltbarprodukte nach China geliefert, insbesondere Milchpulver, Österreich sei hingegen auf Frischmilch konzentriert. Positiv bewertet Petschar die Freihandelsabkommen mit Kanada (CETA) und Japan (JEFTA). Den drohenden Brexit "beobachten wir sehr genau", sagte Petschar. Österreich exportiere zwar nicht sehr viel Milch nach Großbritannien, die EU insgesamt aber schon. Daher könnten Exportprobleme die Preise in ganz Europa beeinflussen.
Der Strukturwandel der heimischen Milchwirtschaft geht unterdessen weiter. Vor dem EU-Beitritt (1994) hatte Österreich noch über 80.000 Milchbauern mit im Schnitt je knapp zehn Milchkühen im Stall. Im Vorjahr waren es 26.600 Betriebe, um 1.000 weniger als 2017, mit je 20 Kühen. Während sich die Zahl der Kühe verdoppelte, verfünffachte sich die Milchproduktion pro Betrieb fast, von 26,9 Mio. Tonnen auf 127,5 Mio. Tonnen. Die Milchlieferleistung pro Kuh stieg 2018 im Vergleich zu 2017 um 4,4 Prozent auf durchschnittlich 6.363 kg/Jahr - was aber weit unter den europäischen Spitzenwerten von 10.000 kg/Kuh in Dänemark und den Niederlanden liegt.
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