Energie

Putin dreht Gashahn weiter zu: Nur noch 20 Prozent

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Der russische Gaskonzern Gazprom senkt die Liefermenge durch die Pipeline Nord Stream 1 weiter. Der europäische Gaspreis steigt nach der Ankündigung um zehn Prozent.

Nur wenige Tage nach der Wiederaufnahme der Gaslieferungen durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 Richtung Deutschland hat die russische Gazprom eine Halbierung der Liefermenge angekündigt. Der russische Staatskonzern teilte am Montag mit, die Gaslieferungen würden ab Mittwoch auf 33 Mio. Kubikmeter pro Tag zurückgefahren - von mehr als 160 Mio. Kubikmetern bei voller Kapazität. Dies entspräche einer Pipeline-Auslastung von etwa 20 Prozent. Die derzeitigen Liefermengen erreichen etwa 40 Prozent.

Erst am Donnerstag vergangener Woche hatte Gazprom nach einer zehntägigen Wartungsunterbrechung wieder Gas durch die Pipeline geschickt. Die erneute Verringerung begründete der Konzern nun damit, dass eine Turbine gewartet werden müsse. Das wird von vielen als Vorwand interpretiert.

"Keine technischen Gründe"

Bereits im Juni hatte Gazprom die Lieferungen über die Pipeline auf 40 Prozent der Maximalkapazität gedrosselt und auf eine zur Reparatur durch Siemens Energy nach Kanada verschickte Turbine verwiesen. Diese ist auf Basis einer Ausnahmegenehmigung (Stichwort Sanktionen) seit Anfang letzter Woche wieder in Deutschland und bereit zum Weitertransport nach Russland. Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck sagte am Montagabend: "Es gibt keine technischen Gründe für die Lieferkürzungen. Die Turbine steht zur Auslieferung an Russland bereit."

Preise schnellen in die Höhe

Die europäischen Gaspreise reagierten sofort auf die Ankündigung der Lieferkürzung, sprangen rund zehn Prozent in die Höhe. Der europäische Future stieg um rund zehn Prozent auf 177 Euro je Megawattstunde.

EU-Notfallplan zum Gassparen

Die EU-Kommission sieht die Ankündigungen zu einer weiteren Drosselung der Gaslieferungen aus Russland als Beleg für die Notwendigkeit von gemeinschaftlichen europäischen Notfall-Planungen. Die EU-Kommission hatte dazu vergangene Woche einen Notfallplan vorgelegt, der für den Fall eines Gasnotstands verpflichtende Einsparziele möglich machen soll. Zunächst sollen die EU-Staaten zwischen August 2022 und März 2023 jedoch freiwillig deutlich weniger Gas verbrauchen.
 

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