BAWAG-Prozess II

Fall Elsner: Vom eigenen Anwalt geklagt

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Elsner habe ihn beim Honorar getäuscht, sagt Thomas König und zeigt Elsner an.

Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner hat eine Anzeige seines eigenen Verteidigers am Hals. Anwalt Thomas König, der Elsner heuer in drei Zivilverfahren vertrat, hat bei der Staatsanwaltschaft eine Sachverhaltsdarstellung gegen Elsner eingebracht. Der Vorwurf: schwerer gewerbsmäßiger Betrug.

Der Anwalt fühlt sich von seinem Ex-Mandanten getäuscht. „Ich hatte mit Elsner eine Pauschale von 12.000 Euro im Monat vereinbart“, erläutert König gegenüber ÖSTERREICH. Der Ex-Banker habe ihm in Aussicht gestellt, dass er ihn bis zum Ende der Monsterverfahren (etwa des ÖGB-Schadenersatzprozesses) vertreten könne. „Nur unter dieser Voraussetzung habe ich mich auf die Pauschalvereinbarung eingelassen“, so König. Dann aber habe Elsner ihm während der Prozesspause heuer im Sommer den Laufpass gegeben. „Allein mit den sechs Verhandlungstagen im ÖGB-Prozess im Juni hätte sich mein Honorar nach Tarif auf 240.000 Euro summiert“, sagt König. „Hätte ich gewusst, dass ich nicht weitermachen kann, hätte ich dem Pauschalhonorar nie zugestimmt.“

Pikantes Detail: König ist Kanzleipartner von Stephan Mertens, der Elsner im Strafprozess vertritt.

Ruth Elsner hat ihrerseits den Anwalt angezeigt
Elsners Frau Ruth weiß von der Sachverhaltsdarstellung Königs nichts. Es gebe zudem eine schriftliche Honorarvereinbarung mit König. „Von einer länger zugesicherten Beschäftigung steht da nichts drin“, so Ruth Elsner zu ÖSTERREICH.

Und, so Ruth Elsner: „Es ist vielmehr so, dass ich eine Anzeige gegen König eingebracht habe.“ „König hat rund 25.000 Euro zu viel bezahlte Gerichtskosten widerrechtlich einbehalten.“ Die Staatsanwaltschaft ermittle bereits. König sagt, sein Handeln sei standesrechtlich gedeckt.

Bawag-Prozess
Im 2. Bawag-Strafprozess hat Staatsanwältin Sonja Herbst am Freitag Schuldsprüche für alle Angeklagten, darunter Ex-Bawag-Spekulant Wolfgang Flöttl, gefordert. Sie hatte schon im ersten Verfahren mit Georg Krakow die Anklage vertreten – viel Neues habe sich nun nicht ergeben. Im Kern gehe es um Untreue gegen die Bank.

Urteil am Dienstag. Das Urteil wird für Dienstag erwartet. Das Verfahren gegen Elsner, der krankheitsbedingt nie beim Prozess war, schied das Gericht aus. Elsner ist bereits rechtskräftig zu 10 Jahren Haft verurteilt.
Richter Christian Böhm teilte gestern mit, das Gericht versuche, Elsner seinen Reisepass und Personalausweis zu entziehen, weil er den Ladungen nicht Folge geleistet habe.

 

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