Deutsche Bank Krimi nimmt gutes Ende: Vom Schlusslicht zum Tagesprimus.
Der Verlauf der europäischen Leitbörsen am Freitag, des letzten Handelstages im dritten Quartal, dürfte als Vorbote für mehr Nervosität im Oktober gedeutet werden. Der Euro-Stoxx-50 stieg um 10,66 Einheiten oder 0,36 Prozent auf 3.002,24 Zähler und hatte damit seine kräftigen Kursverluste nach 17 Uhr hinter sich gelassen.
Der DAX in Frankfurt schaffte sogar ein Plus von über einem Prozent. Wegen des Tages der Deutschen Einheit findet dort am kommenden Montag kein Handel am Aktienmarkt statt.
Konjunkturdaten rückten vor dem heutigen Krimi um die Deutsche Bank etwas in den Hintergrund. Die Inflation im Euroraum hat im September etwas zugelegt und kletterte auf 0,4 Prozent, wie die EU-Statistikbehörde Eurostat nach einer Schnellschätzung mitteilte. Damit hat die Inflation heuer den höchsten Wert erreicht. Im Dezember und zu Beginn des kommenden Jahres sei ein spürbarer Inflationsanstieg möglich, hieß es von den Analysten der Helaba-Bank. Denn dann könnte sich der bis dato preisdämpfende Effekt der Ölpreise ins Gegenteil verkehren.
Daneben herrscht in Brüssel Optimismus, dass Griechenland die offenen 15 Meilensteine rechtzeitig schafft. Beim nächsten Treffen der Finanzminister der Währungsunion könnte es dabei eine Empfehlung für die Auszahlung der nächsten Hilfstranche von 2,8 Mrd. Euro an Athen geben.
Am Nachmittag lieferten zudem gute Konjunkturdaten aus den USA etwas Unterstützung: Dort hatte sich die Stimmung der Verbraucher im September überraschend deutlich aufgehellt.
Die Kursbewegungen wurden zum Wochenschluss maßgeblich von einer Furcht vor einer neuen Finanzkrise begleitet, welche die Finanzbranche deutliche Verluste beschert hatte. Auslöser war ein Bloomberg-Bericht, wonach bestimmte Hedgefonds teilweise überschüssige Geldbestände und Positionen von der Deutschen Bank abgezogen hätten. Das verunsicherte die Anleger. Die Papiere des größten deutschen Geldhauses machten ihr anfängliches Minus von rund 9 Prozent bis zum Nachmittag aber wett und legten zuletzt sogar um 6,39 Prozent zu. Denn die Strafzahlung für die Bank in den USA soll deutlich auf 5,4 Mrd. Dollar reduziert werden. Ursprünglich hatte das US-Justizministerium von der Deutschen Bank eine Strafe von 14 Mrd. Dollar (12,5 Mrd. Euro) wegen Geschäften mit faulen Hypothekenpapieren gefordert.
Trotzdem verblieben einige Branchenkollegen im roten Bereich: Societe Generale notierten knapp im Minus und Commerzbank sackten um knapp 1,21 Prozent ab.
Die Deutsche Bank wurde im Euro-Stoxx-50 als Schlusslicht von den Anteilsscheinen der Telefonica mit einem Kursverlust von 4,04 Prozent abgelöst. Der spanische Telekomkonzern hat den geplanten Börsengang seiner Netzwerksparte Telxius vorerst gestoppt, da die Nachfrage der Investoren nicht hoch genug gewesen sei.
Nach den jüngsten Kurssprung wichen auch die Papiere der Öl-Konzerne wieder zurück. Belastend würde die Skepsis wirken, dass es der OPEC bei ihrem regulären Treffen Ende November tatsächlich gelingen wird, das angestrebte Ziele von 32,5 bis 33. Mio. Barrel pro Tag in Länderquoten herunterzubrechen, hieß es von Analysten. Total fielen um 1,17 Prozent und Eni verlor um 0,77 Prozent an Terrain.
Daneben verloren die Aktien von H&M, nach enttäuschenden Geschäftszahlen um 2,85 Prozent. Die Aktien von Airbus stiegen über ein Prozent. Der europäische Luftfahrtriese strafft seine Managementstrukturen. Der Konzern Airbus Group verschmilzt mit seiner Zivilflugzeugsparte, beschloss der Verwaltungsrat. Und Übernahmefantasien die Aktien von Osram um 3,28 Prozent steigen.