Hoffnung auf Einigung zwischen Griechenland und Geldgebern .
Die europäischen Leitbörsen haben am Mittwoch eine Erholungsrally nach den jüngsten Kursverlusten gestartet. Der Euro-Stoxx-50 verteuerte sich um sehr deutliche 71,98 Einheiten oder 2,10 Prozent auf 3.496,28 Zähler.
Die europäischen Aktienmärkte konnten damit einen großen Teil ihrer Tagesgewinne verteidigen. Hoffnungen auf eine Einigung im griechischen Schuldenstreit hatten die Kurse zur Mittagszeit deutlich höher getrieben. Der Euro-Stoxx-50 fand sich zwischenzeitlich auf einem Plus von über drei Prozent wieder. Spekulationen über eine Einigung der Geldgeber mit dem hoch verschuldeten Griechenland wurden angefeuert durch einen Brief, den der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras mit Sparvorschlägen an die EU-Kommission, den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Europäische Zentralbank gesendet hatte, in welchem er die bisherigen Forderungen weitestgehend akzeptierte, mit Abstrichen bei Renten und der Mehrwertsteuer.
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel erteilte den griechischen Ambitionen allerdings einen Dämpfer. Sie bekräftigte, dass keine Verhandlungen bis zum Ausgang des griechischen Referendums geführt werden. Auch der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble schlug einen ähnlichen Ton an. Der jüngste Brief habe auch nicht mehr Klarheit geschafft, erklärte er. In einer Rede an das griechische Volk gegen Ende der Sitzung erklärte Tsipras schließlich weiterhin ein "Nein" zu den vorgeschlagenen Sparmaßnahmen beim Referendum zu empfehlen. Dies bedeute seiner Ansicht nach jedoch keinen Bruch mit Europa. Daraufhin reduzierten sich die Kursgewinne zwar etwas, das Plus blieb aber robust.
Die Konjunkturdaten aus Übersee hatten angesichts der Entwicklungen in Griechenland kaum wahrnehmbaren Einfluss auf den Markt. Der ADP-Jobreport, wie auch der ISM-Einkaufsmanagerindex fielen jeweils besser aus als erwartet. Besonders die überraschend hohe Schaffung neuer Positionen in privaten Unternehmen bewerteten Analysten sehr positiv.
Unter den Einzelwerten gestaltete sich die Nachrichtenlage ebenfalls recht dicht. Die Spitze im Euro-Stoxx-50 konnten die Aktien der Deutschen Bank mit einem satten Aufschlag von 4,92 Prozent erobern. Das Institut gab bekannt sein Privatkundengeschäft massiven Änderungen unterziehen zu wollen, so der zuständige Vorstand Christian Sewing. Dazu übernahm heute der Brite John Cryan gemeinsam mit Jürgen Fitschen die geteilte Doppelspitze in der Unternehmensleitung. Geplant ist, dass Cryan ab Mai 2016 die Bank alleine führt. Die Bank will ihre Strategieänderung im Oktober präsentieren.
Auch eine weitere Großbank nimmt ab heute die Geschäfte mit einem neuen Leiter in Angriff. Die Credit Suisse steht nun unter der Führung von Tidjane Thiam. Der Markt rechnet durch die Neubesetzung mit einem stärkeren Fokus auf der Vermögensverwaltung und weniger im Investmentbanking. Zudem könnte es zu größeren Übernahmen kommen. Die Credit Suisse-Papiere verteuerten sich um 2,96 Prozent.
Lange an der Spitze des Euro-Stoxx-50 standen die Aktien der Airbus Group. Der Flugzeugbauer erhielt den Zuschlag für einen Auftrag über 45 Maschinen der Reihe A300 bei der China Aviation Supplies Holding (Cas) mit einer zusätzlichen Option auf 30 mehr desselben Typs. Der Listenpreis der 45 Flugzeuge beträgt nicht weniger als 11,25 Mrd. Dollar. Die Airbus-Aktie gewann 3,73 Prozent an Wert hinzu.