Konjunkturdaten dürften DAX weiter antreiben

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Getragen von einer Welle von Konjunkturdaten wird der DAX nach Einschätzung von Experten in der neuen Woche wieder Kurs auf sein Jahreshoch nehmen.

Die Analysten der Landesbank Berlin (LBB) attestieren eine positive Grundstimmung, obwohl in den vergangenen Tagen einige Wirtschaftsdaten schlechter ausgefallen waren als erwartet: "Die Notenbanken sollten vor dem Hintergrund der labilen und unsicheren Konjunkturperspektiven die Stützungsmaßnahmen bis weit ins nächste Jahr hinein aufrecht erhalten und somit für eine anhaltend hohe Liquidität sorgen."

In der hohen Liquidität sieht auch Analyst Giuseppe Amato vom Brokerhaus Lang & Schwarz eine Stütze des Aktienmarktes. Außerdem steige vor dem Jahresende der Anlagedruck bei denjenigen Investoren, die bisher Aktien untergewichtet hätten. "In einem Jahr mit einer so guten Kursentwicklung möchte niemand eine zu hohe Bargeld-Quote ausweisen." Seit Jahresbeginn hat der DAX rund 20 % und damit fast so viel wie 2007 zugelegt. In der abgelaufenen Woche verbuchte er ein Minus von 0,4 %.

Aktienmarktexperte Stefan Scheurer von Allianz Global Investors warnt aber vor Euphorie: "Die Stimmungsindikatoren sind bereits weit vorweggelaufen. Enttäuschung könnte somit schnell aufkommen, falls sich die Aussicht auf einen selbsttragenden Aufschwung nicht bestätigt." Auch die LBB-Experten sehen die Gefahr von größeren Rücksetzern. "Beunruhigend stimmt aktuell, dass an schwachen Börsentagen die Umsätze deutlich höher sind als an festen Handelssitzungen, was für eine bevorstehende Korrektur spricht."

Insgesamt sagen Analysten für die kommende Woche extrem niedrige Umsätze voraus. In Japan bleiben die Börsen am Montag wegen eines Feiertages geschlossen. In den USA nutzen üblicherweise viele Anleger das Thanksgiving-Fest am Donnerstag für ein verlängertes Wochenende.

Für die Einschätzung der Konjunkturaussichten wird der kommende Mittwoch entscheidend. An diesem Tag ballen sich die Veröffentlichungen aus den USA, weil einige Zahlen wegen Thanksgiving vorgezogen werden. Mit Spannung warten Anleger neben den wöchentlichen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe vor allem auf die Konsumausgaben, den Auftragseingang für langlebige Güter und den Eigenheimabsatz. Am Dienstag stehen der Index des US-Verbrauchervertrauens und der Case/Shiller-Hauspreisindex auf der Tagesordnung.

Aber auch diesseits des Atlantik erhalten Investoren Hinweise auf die Konjunkturentwicklung. Für Dienstag ist die Veröffentlichung des Ifo-Geschäftsklimaindex geplant. "Im Euroraum dürfte sich die Stimmung bei den Unternehmen im November weiter verbessert haben", meint Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. "Denn die bisher verfügbaren Daten deuten darauf hin, dass sich die Erholung der Wirtschaft zu Beginn des vierten Quartals in unverändertem Tempo fortgesetzt hat."

Nachdem die Bilanzsaison weitgehend abgeschlossen ist, stehen in der neuen Woche nur noch vereinzelte Geschäftszahlen auf der Agenda. Am Dienstag wollen Pfleiderer, CeWe Color und Nordex ihre Zwischenergebnisse vorlegen. Zwei Tage später folgen Deutsche Wohnen und KWS Saat.

Wall Street im Bann des "Black Friday"-Verkaufsstarts

Die Anleger an der Wall Street blicken in der anstehenden Handelswoche gespannt auf den Start des Weihnachtsgeschäfts im US-Einzelhandel am sogenannten "Black Friday". Da das Wohl und Wehe der US-Wirtschaft zu einem Großteil von den Ausgaben der Verbraucher abhängt, dürfte die Ausgabenfreude der Amerikaner in den kommenden Wochen entscheidenden Einfluss auf die noch fragile Erholung haben.

Auch eine ganze Flut von Konjunkturdaten könnte neuen Aufschluss darüber geben, ob die weltgrößte Volkswirtschaft wirklich Tritt fasst. Allerdings dürfte das Handelsvolumen in dieser Woche eher gering sein: Am Donnerstag ist die New Yorker Börse wegen des "Thanksgiving"-Feiertags geschlossen, am Freitag findet nur ein verkürzter Handel statt.

Traditionell läutet der Tag nach Thanksgiving die Weihnachtssaison ein. Dann locken Einzelhandels-Giganten wie etwa Wal-Mart und Target die Kundschaft mit einer teilweise drastischen Rabattschlacht in die Läden. Die Branche nennt diesen Startschuss den "Black Friday", weil viele Geschäfte erst ab diesem Tag im Gesamtjahr auf schwarze Zahlen kommen.

Zuletzt kamen an der Wall Street immer wieder Zweifel auf, ob es mit der US-Wirtschaft nun endgültig bergauf geht oder schon wieder die nächste Talfahrt droht. Insgesamt zeichnet sich zwar eine Erholung ab - nur deshalb konnten die wichtigsten Indizes in der vergangenen Woche auch neue Jahres-Höchststände erklimmen. "Die wirtschaftlichen Daten weisen grundsätzlich in die richtige Richtung, aber auch in Zukunft wird es für die Investoren heißen: Zwei Schritte vorwärts, einer zurück", warnt Michael Sheldon von RDM Financial.

Grundsätzlich herrscht unter Anlegern die große Sorge, dass die Rally der vergangenen Monate übertrieben ausgefallen ist und der noch immer tristen wirtschaftliche Realität weit vorausgeeilt ist. Da lediglich sechs Handelswochen in diesem Jahr übrig bleiben, könnten viele Investoren deshalb versucht sein, mit Blick auf das Jahresende bereits jetzt Gewinne mitzunehmen.

In dieser Woche müssen sich die Anleger unter anderem auch auf Daten zu Hausverkäufen, Verbrauchervertrauen, Industrieaufträge und die zweite Schätzung der Wirtschaftsleistung gefasst machen. Wegen des Feiertags werden die Arbeitslosenanträge bereits am Mittwoch veröffentlicht. Auch die Protokolle der US-Notenbank zur vergangenen geldpolitischen Sitzung warten bereits am Dienstag auf die Anleger.

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