Neue Studie

Firmen mit Problemen bei Lehrlingssuche

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Tourismus ist am stärksten mit Problemen bei Lehrlingssuche konfrontiert.

Zwei Drittel der Unternehmen haben nach eigenen Angaben Schwierigkeiten bei der Lehrlingssuche. Das zeigt eine von der Wirtschaftskammer (WKÖ) beauftrage market-Studie, für die 500 Ausbildungsbetriebe befragt wurden. Neun Prozent gaben an, dass es für sie unmöglich ist, Lehrlinge zu finden. Für 32 Prozent war dies "sehr schwer", für 27 Prozent "eher schwer".

Tourismus am stärksten betroffen

Nach Sparten ist der Tourismus am stärksten mit Problemen bei der Lehrlingssuche konfrontiert (71 Prozent), gefolgt von Gewerbe (64 Prozent) und Handel (63 Prozent), am geringsten die Industrie (43 Prozent). Der Leiter der bildungspolitischen Abteilung der WKÖ, Michael Landertshammer, ortete am Montag vor Journalisten einen Fachkräftemangel: "Den gibt's wirklich, zum Teil sehr intensiv." Wichtigster Grund dafür sei die sinkende Zahl an Jugendlichen.

1980 habe es in Österreich 130.000 15-jährige Jugendliche gegeben, so Landertshammer. Davon seien 61.000 Lehrlinge im ersten Lehrjahr gewesen (Anteil: 47 Prozent). 2007 kamen auf 100.000 15-Jährige 41.000 Lehrlinge im ersten Jahr, 2013 waren es 89.000 Jugendliche und nur mehr 35.000 Lehrlinge (40 Prozent). 2016 wird der Tiefstand mit 85.000 15-Jährigen erwartet.

Um die weniger werdenden Jugendlichen lieferten sich Schulsystem und Betriebe ein "Match", so Landertshammer. Mit einem Vorteil für die Schule: Die Sekundarstufe II beginne bereits mit der neunten Schulstufe, also im Regelfall mit 14. Die Lehre könne dagegen erst nach neun Schuljahren in Angriff genommen werden. "Das Schulsystem neigt dazu, sich selbst zu erhalten", meinte Landertshammer. So garantiere etwa die Anzahl der Schüler an einem Stichtag die volle Summe für eine bestimmte Periode für eine Schule. Dadurch würden Jugendliche aufgenommen, von denen man wisse, dass sie ohnehin nicht lange bleiben. Die Kammer dränge daher auf eine Änderung der Aufnahme- und Abrechnungskriterien.

NQR muss umgesetzt werden
Auch in einem anderen Punkt macht die Wirtschaftskammer Druck: Nach jahrelangen Vorarbeiten auf Beamtenebene müsse der seit 2012 überfällige Nationale Qualifikationsrahmen (NQR) umgesetzt werden. Dieser ordnet die diversen Abschlüsse von Ausbildungen acht Stufen zu und macht sie damit auf internationaler Ebene vergleichbar. "Eigentlich sollte in Österreich seit 2012 auf öffentlich-rechtlichen Zeugnissen draufstehen, welcher Stufe man zugeordnet ist", so Landertshammer.

Damit wären dann auch nicht-formale Abschlüsse, wo Österreich traditionell stark sei, zuordenbar, meinte Landertshammer. So wären seiner Ansicht nach WIFI-Bilanzbuchhalter-Abschlüsse kompetenzmäßig mit Bachelor-Abschlüssen vergleichbar. Auch Meister und Ingenieure würden so mit dem akademischen Bereich vergleichbare Einordnungen erreichen. Dabei gehe es um die etwa für die Unis offenbar bedeutsame Frage, ob die höchsten NQR-Stufen 6,7 und 8 der akademischen Welt vorbehalten seien oder nicht, so Landertshammer - wobei mit dem NQR aber nicht einmal Berechtigungen vergeben, sondern nur Zuordnungen vorgenommen werden.

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