Für Gesamtjahr 2020 Nettoverlust von 75 bis 85 Mio. Euro erwartet - Sparprogramm und Coronatests sollen Airport aus der Krise helfen.
Wien/Schwechat. Der börsennotierte Flughafen Wien hat wie die gesamte Luftfahrtbranche die Coronakrise massiv zu spüren bekommen. In den ersten drei Quartalen 2020 flog das Unternehmen in den roten Zahlen. Die Passagierzahl ist ebenso eingebrochen wie der Umsatz. Für das Gesamtjahr rechnet der Vorstand mit einem noch größeren Verlust, der Verkehrsrückgang setzte sich zuletzt fort. Die Hoffnung liegt auf Coronaschnelltests.
Von Jänner bis September verzeichnete die Flughafen-Wien-Gruppe in Wien-Schwechat sowie an den Auslandsbeteiligungen Malta und Kosice einen Passagierrückgang von 71,2 Prozent auf 8,7 Mio. Fluggäste. Am Standort Wien betrug das Passagierminus 70,7 Prozent auf etwas mehr als 7 Mio. Reisende. Die Zahl der Flugbewegungen schrumpfte in den ersten neun Monaten des heurigen Jahres um mehr als 60 Prozent auf 80.580 Starts und Landungen, die durchschnittliche Auslastung von 77,5 auf 59,5 Prozent.
Umsatz brach um knapp 57 Prozent ein
Der Umsatz brach um knapp 57 Prozent auf 277 Mio. Euro ein. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sackte um mehr als 80 Prozent auf 62,3 Mio. Euro ab und das operative Ergebnis (Ebit) drehte in die Verlustzone, auf minus 43,6 Mio. Euro. "Belastet wird das Ergebnis durch die im dritten Quartal vorgenommene Abschreibung von 6,9 Mio. Euro auf das Revitalisierungsprojekt Pier Ost, das krisenbedingt wegfällt", erklärte der Flughafen am Dienstag in einer Aussendung. Das Nettoergebnis vor Minderheiten wurde ebenfalls rot, es lag bei minus 41,3 Mio. Euro. Die Nettoverschuldung hat sich gegenüber Ende 2019 (81 Mio.) mehr als verdoppelt (162 Mio. Euro). Bereits im September hat der Flughafen wegen der Coronakrise drastische Sparmaßnahmen verhängt und die zwei größten Bauvorhaben, die Sanierung des Pier Ost und die Erweiterung von Terminal 3, auf Eis gelegt. Der Airport verwies am Dienstag erneut auf das Sparprogramm im Umfang von 220 Mio. Euro, das um 100 Mio. Euro reduzierte Investitionsprogramm und die unternehmensweite Kurzarbeit für rund 6.000 Beschäftigte, die die Eckpfeiler der Krisenbewältigung seien.
Die kurzfristigen Aussichten sind aber nicht gerade rosig. Im Oktober lag das Passagieraufkommen am Wiener Flughafen um 86,7 Prozent unter dem Vorjahresmonat, die Flugbewegungen um 70,3 Prozent darunter. Von Jänner bis Oktober verzeichnete der Standort Wien nur 7,4 Mio. Reisende, ein Rückgang von 72,4 Prozent. In der gesamten Gruppe betrug das Minus 72,8 Prozent auf 9,2 Mio. Fluggäste. "Der Verkehrsrückgang am Flughafen Wien setzt sich weiter fort, derzeit liegt das Passagieraufkommen deutlich unter 20 Prozent des Vorjahres. Für das Gesamtjahr 2020 erwarten wir zwischen 7,6 Mio. und 7,8 Mio. Fluggäste am Standort Wien", so Vorstand Julian Jäger.
Nettoverlust von 75 bis 85 Mio. Euro
Beim Ebitda rechnen die Flughafenchefs Jäger und Günther Ofner für 2020 mit einer Bandbreite von 55 bis 60 Mio. Euro und mit einem Nettoverlust von 75 bis 85 Mio. Euro vor Minderheiten.
Puncto Corona setzt der Flughafen Wien auf Antigen-Schnelltests. Der gemeinsam mit der Austrian Airlines (AUA) laufende Probebetrieb sei sehr erfolgreich. Diese Testverfahren sollten, um Tourismus und Wirtschaft wieder in Gang zu bringen, europaweit flächendeckend eingesetzt werden, bekräftigte Jäger. Außerdem brauche es europaweit und global einheitliche Reisebestimmungen. Die aktuellen Ankündigungen zu Impfstoffen ließen zumindest ab dem zweiten Halbjahr 2021 auf eine deutliche Erholung im Reiseverkehr hoffen.