5 Mrd. Euro verzockt

Anklage fordert 4 Jahre Haft für Kerviel

Teilen

Für die Societe Generale hat er mit 50 Mrd. Euro spekuliert. Die Vorgänge sind lange Jahre nicht aufgeflogen.

Für seine heimlichen Spekulationsgeschäfte bei der französischen Großbank Societe Generale soll der einstige Börsenhändler Jerome Kerviel für vier Jahre hinter Gitter. Die Staatsanwaltschaft verlangte in dem Prozess gegen den Skandalhändler am Donnerstag in Paris außerdem ein zusätzliches Jahr auf Bewährung. Kerviel hatte ungenehmigt mit bis 50 Mrd. Euro spekuliert und Verluste von 4,9 Mrd. Euro verursacht.

Der 33-jährige Kerviel muss sich seit Anfang Juni vor Gericht wegen Vertrauensmissbrauchs, Fälschung und betrügerischer Eingabe von Daten in das Computersystem der Bank verantworten. Der Anklage zufolge ist Kerviel "ein professioneller Betrüger", "Lügner", "Manipulator" und "Zyniker", der ganz gezielt ein System aufgebaut hat, um das Vertrauen der Bank in ihn auszunutzen. Staatsanwalt Jean-Michel Aldebert sagte: "Niemals hat der juristische Begriff des Vertrauensmissbrauchs so zurecht seinen Namen getragen."

Forderung nur knapp unterm Höchstmaß

Die Staatsanwaltschaft blieb mit ihrer Strafmaßforderung leicht unter der möglichen Höchststrafe von fünf Jahren Gefängnis ohne Bewährung. Eine Geldstrafe forderten sie nicht - hier wären bis zu 375.000 Euro möglich. Möglicherweise berücksichtigten sie dabei, dass die Societe Generale am Vortag angekündigt hatte, von Kerviel den gesamten Verlustbetrag von 4,9 Mrd. Euro zurückfordern zu wollen.

Chefs waren Mitwisser

Die schwindelerregenden Spekulationsgeschäfte von Kerviel waren Anfang 2008 aufgeflogen. Der Ex-Börsenhändler hat zwar Fehler eingestanden, lehnt es aber ab, die gesamte Schuld allein auf sich zu nehmen. Er wirft seinen Vorgesetzten bei der Bank vor, von seinen Spekulationen gewusst und diese geduldet zu haben, solange er Gewinne machte.

Die Bank wiederum räumt zwar Schwächen in ihrem Kontrollsystem ein, hält Kerviel aber klar für den Schuldigen, weil der die Spekulationen geschickt verschleiert und seine Vorgesetzten belogen habe. Kerviel hatte das für Händler der Societe Generale übliche Risiko um ein Vielfaches überschritten - nach Angaben der Bank um das 25.000-Fache. Kerviels Prozess endet am Freitag mit dem Plädoyer seiner Verteidiger. Das Urteil wird voraussichtlich erst in einigen Monaten verkündet.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo