ATX-Firmen erleiden heuer massiven Gewinneinbruch

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Den größten und wichtigsten österreichischen Unternehmen, die im Börsenindex ATX (Austrian Traded Index) gelistet sind, stehen heuer schmerzliche Gewinneinbrüche ins Haus. "Wir erwarten einen 30-prozentigen Gewinnrückgang der ATX-Unternehmen in 2009", prognostiziert der Leiter des UniCredit-Aktienresearch in Österreich, Peter Bauernfried. Als Ursache dafür nennt er die geringere Kapazitätsauslastung und die anfallenden Restrukturierungskosten.

Im Jahr danach sollte sich die Ertragssituation seiner Meinung nach aber bereits wieder etwas entspannen. "Für 2010 wird ein Gewinnanstieg von 15 Prozent erwartet, da die Kosteneinsparungsprogramme Wirkung zeigen sollten." Es gebe aber vorerst nach wie vor "Revisionspotenzial nach unten", falls die Halbjahresergebnisse die ohnehin stark zurückgenommenen Erwartungen nicht erfüllen könnten.

Den eingetrübten Gewinnaussichten entsprechend werden sich auch die Aktienkurse nur gedämpft entwickeln. Das Kurspotenzial des ATX schätzen die UniCredit-Analysten für die zweite Jahreshälfte als "nur sehr eingeschränkt" ein. Die Aufwärtsbewegung der Kurse sei schon im ersten Halbjahr in Erwartung einer Stabilisierung der Konjunktur sehr stark ausgefallen, teilten die Experten mit.

Die UniCredit empfiehlt den Anlegern teils zyklische und teils defensive Aktien. Auf ihrer Kaufliste stehen etwa die Immobilienwerte Immoeast und CA Immo Anlagen sowie der Bauwert Strabag, der laut Einschätzung der Bank von den diversen Konjunkturprogrammen profitieren sollte. Im ersten Halbjahr 2009 hat sich der ATX als Leitindex der Wiener Börse mit einem Anstieg um knapp 20 Prozent auf 2.098 Punkte deutlich besser entwickelt als große westeuropäische Indizes. Die Ursache dafür liege in den sehr positiven Kursbewegungen einzelner Werte wie Raiffeisen International und Vienna Insurance Group sowie OMV.

Speziell im zweiten Quartal hätten sich die Zykliker und Banken, die in den drei Monaten davor Kursabstürze erlitten hatten, deutlich erholt - angetrieben vom Hoffnungsschimmer, den die vorauseilenden Indikatoren vermittelten. Der ATX erholte sich vom Tiefststand von Anfang März um knapp 50 Prozent. Die Umsätze an der Wiener Börse liegen aber um knapp 60 Prozent unter dem Niveau des Jahres 2008. Der jüngste Aufschwung ging den Analysten der Bank Austria zufolge etwas zu schnell, daher seien in den kommenden Monaten wieder leichte Abwärtsbewegungen zu erwarten.

Warten auf positive Konjunkturdaten

Der Anstieg in den vergangenen Monaten sei nichts anderes als ein "Auspreisen des negativsten Szenarios", heißt es auch im aktuellen Portfolio Management Report der Bank Gutmann, die zu 80 Prozent der Industriellenfamilie Kahane gehört. Die weitere Entwicklung werde maßgeblich davon abhängen, ob es positive Konjunkturdaten gibt. Für eine Fortsetzung der kräftigen Rally müsse die Realwirtschaft erst bestätigen, was die Frühindikatoren schon seit einiger Zeit ankündigten.

Die Signale aus den USA: Im US-Index S&P 500 haben die Abwärtsrevisionen in den globalen Gewinnschätzungen laut Thomson Financial im Juni jedenfalls nur mehr um 1,4 Prozent abgenommen. Gemäß Konsens werden die weltweiten Gewinne 2009 dem Gutmann-Bericht zufolge um 16,4 Prozent sinken und 2010 um 21,2 Prozent zunehmen. Die Schoellerbank, Teil der neuen Private Banking Division der Bank Austria, empfiehlt pauschal, das Depot - also Cash, Aktien, Anleihen und Gold - "so gut zu streuen wie nur geht"; für den Einzelfall müsse ein Bankberater zu Rate gezogen werden.

Angesichts der exorbitanten Staatsverschuldungen im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung - die USA etwa seien bereits mit 400 Prozent des BIP belastet - werde die Zinslast letztlich unbezahlbar, so die Befürchtung. Der Löwenanteil der Lösung dafür werde - in krisenhaftem Ausmaß - auf eine starke Inflation entfallen.

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