Bank Medici heißt künftig "20.20 Medici AG"

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Die in den Madoff-Strudel geratene Wiener Bank Medici stellt sich komplett neu auf. Auf der Hauptversammlung am vergangenen Freitag (19. Juni) wurde die Umbenennung der Bank und ein neuer Vorstand beschlossen. Das Institut firmiert künftig unter "20.20 Medici AG", die beiden Vorstände John Holliwell und Werner Tripolt scheiden aus. Neuer Vorstand wird der Wiener Anwalt Johann Stöhr, einst im Medici Aufsichtsrat, berichtet die Tageszeitung "Der Standard" (Donnerstagausgabe, 25. Juni).

Die Zahlen im Firmenwortlaut sollen erstens auf die Zukunftschancen der Gesellschaft hindeuten, zweitens stehe 20/20 in den USA für "optimale Sehfähigkeit". Die 20.20 Medici AG wird sich dem Bericht zufolge mit Dienstleistungen im Finanzbereich beschäftigen - etwa mit der Organisation oder Beschaffung von Kapital für Projekte in der Energiebranche oder bei Immobilien. Dafür brauche das Unternehmen keine Lizenz. Es gehe darum, die internationalen Kontakte Sonja Kohns zu nützen, die unter der Madoff-Affäre "nicht gelitten haben", beruft sich der "Standard" auf einen "Vertrauten".

Die Bank Medici, der die Finanzmarktaufsicht (FMA) Ende Mai die Lizenz entzogen hat, ist über ihre Fonds in die Affäre Madoff verwickelt. Beim mutmaßlichen Betrüger sind Milliarden gelandet und verschwunden. In Wien läuft gerade ein Strafverfahren - es gilt die Unschuldsvermutung.

Die Aktionäre der Gesellschaft, Sonja Kohn (75 Prozent minus einer Aktie) und Bank Austria (Sperrminorität), bleiben bestehen. Kohn will die Anteile, die in der Bank mit 1,5 Mio. Euro zu Buche stehen, nicht kaufen.

"Nur eine Bank darf sich Bank nennen"

Die Umfirmierung der ehemaligen Bank Medici in jetzt "20.20 Medici AG" musste die Gesellschaft vornehmen, nachdem ihr die Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) Ende Mai per Bescheid die Bank-Konzession entzogen hatte. Die Bezeichnung "Bank" im Firmenwortlaut darf nur eine "Bank" tragen, hieß es aus der FMA gegenüber der APA. Die Umfirmierung musste zudem innerhalb einer bestimmten Frist erfolgen. Seit der Rücknahme der Konzession ist die FMA auch nicht mehr für die Gesellschaft zuständig.

Bei den laut Medienberichten geplanten künftigen Geschäftstätigkeiten der neuen Gesellschaft - Dienstleistungen im Finanzbereich - kann es sich jedenfalls um keine konzessionspflichtigen Tätigkeiten handeln. Bisher liegen dafür bei der FMA keine Anträge oder Berechtigungen vor. "Beratung, Vermittlung und Verwaltung sind auf jeden Fall konzessionspflichtige Finanzdienstleistungen", so FMA-Sprecher Klaus Grubelnik zur APA.

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