Bankenverflechtung ist "das größte Systemrisiko"

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Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann sieht in der engen Verflechtung internationaler Großbanken einen zentralen Auslöser für die Finanzkrise. Die reine Größe von Instituten spiele dagegen keine Rolle und sei unproblematisch, stellte der Schweizer in einem Gastbeitrag für die "Financial Times" (FT) fest.

"Weder Lehman Brothers noch Hypo Real Estate waren groß, aber ihre Verflechtungen mit dem Rest des Finanzsystems haben den Zusammenbruch der beiden Häuser zu einem Problem werden lassen", betonte der Präsident des Internationalen Bankenverbands IIF in dem Artikel mit dem Titel "Kleine Banken machen uns nicht sicherer".

Zur Vermeidung künftiger Krisen fordert Ackermann neben einer international abgestimmten Aufsicht einen neuen Zuschnitt des Finanzsystems mit der Folge, dass der Kollaps eines Hauses keine weiteren Banken in den Strudel zieht. Ein Ansatz wäre nach seiner Ansicht etwa die Schaffung zentraler Stellen (central counterparties) zur Abwicklung des Handels einzelner Institute. Von derartigen Einrichtungen erhoffen sich Experten, dass sie Dominoeffekte in Krisenzeiten stoppen. Ackermann führte dies aber nicht genauer aus.

Problem mit Schuldverschreibungen von Lehman Brothers

Der Kollaps der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 hatte die Finanzkrise verschärft, da viele Banken Schuldverschreibungen des Geldhauses in ihren Büchern hatten. Der Münchener Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate wiederum ist einer der größten Pfandbrief-Emittenten, weshalb die deutsche Kreditwirtschaft und die Bundesregierung mit insgesamt mehr als 100 Mrd. Euro eine Pleite verhinderten.

Der Deutsche-Bank-Chef sprach sich erneut gegen mögliche Größenbeschränkungen von Banken aus. "Großbanken sind für die Gesamtwirtschaft nützlich", betonte Ackermann. Sie hätten die Kapazitäten, international tätige Unternehmen zu finanzieren und für sie Risiken abzusichern. Zuletzt hatte die Schweizer Nationalbank das Geschäftsmodell einer Großbank infrage gestellt und vor den systemischen Risiken dieser Institute gewarnt. Ackermann Hält dagegen, dass nicht die Existenz internationaler Institute in Krisenzeiten unnötige Kosten für die Gesellschaften mit sich bringe, sondern "das Fehlen eines international koordinierten Krisenmanagements".

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