Die Berenberg Bank sieht sich als Gewinner der Finanzkrise. Die älteste deutsche Privatbank strotzt angesichts zahlreicher Neukunden vor Zuversicht und hegt große Expansionspläne vor allem Investmentbanking, das vielen anderen Banken herbe Verluste eingebrockt hat.
"Die Finanzkrise war für uns keine Bedrohung. Im Gegenteil: Wir profitieren eher davon", sagte der Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter, Hans-Walter Peters, in einem Interview. "Wir haben von riskanten Wertpapieren die Finger gelassen und müssen jetzt nicht unser Geschäft restrukturieren."
Andere Häuser wie die deutlich größere Privatbank Sal. Oppenheim sind durch die Finanzkrise schwer in Bedrängnis geraten und kämpfen um ihre Existenz. Ein Einstieg der Deutschen Bank soll Sal. Oppenheim nun stabilisieren. Das Investmentbanking des Luxemburger Geldhauses soll separat verkauft werden. Für Berenberg ist dies allerdings kein Thema: "Übernahmen stehen für uns derzeit nicht zur Debatte. Wir wollen aus dem operativen Geschäft heraus wachsen", sagte Peters.
Team in London stark aufgestockt
Die über 400 Jahre alte Hamburger Privatbank stockte ihr Analysten- und Aktienhändler-Team in London in den vergangenen Monaten um das Doppelte auf rund 45 Mitarbeiter auf. Ziel sei ein Ausbau auf bis zu 100 Leute. "Im Investmentbanking wollen wir größer werden. Dort sehen wir große Wachstumschancen", sagte Peters. In den nächsten drei Jahren wolle das Institut zudem konkrete Schritte für die Expansion im Geschäft mit Übernahmen und Fusionen einleiten. Bisher berät Berenberg in dem Bereich vorwiegend Kunden in der norddeutschen Region.
Peters zufolge profitierte Berenberg, wie die Branche der inhabergeführten Privatbanken generell, in der Krise von einem Vertrauensvorschub der Kunden. "Wir haben nicht die Probleme, die die klassischen Geschäftsbanken oder manche Landesbanken haben."
Die Zahl der Kunden sei von Jahresanfang bis heute um sieben Prozent gewachsen, das für die reichen Anleger verwaltete Vermögen um eine Milliarde auf 8,3 Mrd. Euro. 500 Mio. Euro seien allein in den vergangenen drei Monaten dazugekommen. Das macht sich auch im Ergebnis bemerkbar: "Der Gewinn im ersten Halbjahr lag bei 35,1 Mio. Euro, rund 25 Prozent über dem Vorjahreszeitraum", sagte Peters.
Die Berenberg Bank verwaltet insgesamt, also im Geschäft mit reichen Privatkunden und mit institutionellen Anlegern, nach eigenen Angaben Vermögenswerte von rund 21 Mrd. Euro. Die Frankfurter Privatbank Metzler kommt nach eigenen Angaben auf etwa das Doppelte, Sal. Oppenheim liegt mit rund 130 Mrd. Euro deutlich an erster Stelle.