Thomas Havranek wurde abgehört - Staatsanwalt und Medien bekamen anonym den illegalen Mitschnitt.
Die Meinl Bank empört sich nun über die Aussagen des Opfers der Abhöraktion, Havranek, und sieht "fehlende Legitimität" des bisherigen Verfahrens gegen Julius Meinl.
Die Meinl Bank distanziert sich von der Abhöraktion gegen Havranek: "Wir haben damit nichts zu tun", betonte Bank-Sprecher Herbert Langsner. Warum Havranek in jüngster Zeit mehrmals Ziel anonymer Anzeigen geworden sei, könne er sich nicht erklären, so der Sprecher.
Laut "profil online" hatten sich Unbekannte illegal Zugang zu Havraneks Internet-Account verschafft und von ihm unbemerkt eine Homepage mit Nazi-Inhalten ins Netz gestellt. Ein anonymer "besorgter Bürger" habe die Staatsanwaltschaften Innsbruck und Wiener Neustadt am 12. August in zwei gleichlautenden Sachverhaltsdarstellungen informiert. Die Meinl Bank hat auch hier jeden Zusammenhang dementiert, sie habe damit nichts zu tun.
Abberufung wegen Befangenheit
Die Anwälte der Meinl Bank haben die Abberufung des Gutachters wegen Befangenheit wegen eines von ihm verfassten Zeitungskommentars gefordert und letztlich erreicht. Meinl Bank-Vorstand Peter Weinzierl hatte gegen Havranek bei der Kammer für Wirtschaftstreuhänder eine Sachverhaltsdarstellung eingebracht und ein Disziplinarverfahren gefordert.
Die nun aufgeflogene Abhöraffäre gegen den Ex-Meinl-Gutachter nimmt die Bank zum Anlass, um erneut den Ermittlungen gegen Banker Julius Meinl V. die Legitimität abzusprechen. Das Verfahren sei von Personen wesentlich beeinflusst worden, "deren Motive und Methoden extrem fragwürdig sind", heißt es in einer Aussendung. Nun sei die Staatsanwaltschaft am Zug, klare Konsequenzen zu ziehen.
"Havranek, der von sich behauptet, Einfluss auf die Staatsanwaltschaft ausüben zu können, hat das bisherige Verfahren gegen die Meinl Bank maßgeblich mitbestimmt", moniert die Meinl Bank. Wie die APA aus einer parlamentarischen Anfrage der Grünen zu der Causa erfuhr, soll Havranek laut dem Abhörprotokoll gesagt haben, "Man kann Einfluss nehmen indem man die Staatsanwaltschaft gegen bestimmte Personen unterstützt".
"Unrechtmäßige und gesetzwidrige U-Haft"
Laut Meinl Bank müsse "dringend geprüft werden, wie und warum jemand mit einem derartigen Umfeld und derart fragwürdigen Beweggründen überhaupt als Sachverständiger ausgewählt wurde. Die Frage müsse geklärt werden, warum der zuständige Staatsanwalt trotz klarer Hinweise auf die Befangenheit des Gutachters bis zuletzt an diesem festhielt, selbst nachdem er von der unabhängigen Richterin abberufen worden war", so die Bank. Weiters wird die Aufhebung der "unrechtmäßigen und gesetzwidrigen U-Haft" von Julius Meinl sowie die Rückzahlung der hinterlegten 100 Mio.-Euro-Kaution gefordert.
Heute werde von der Meinl Bank eine Anfrage an Staatsanwalt Markus Fussenegger folgenden Inhalts eingebracht: "Hat der mittlerweile abberufene Sachverständige gesetzwidrige Ermittlungsschritte im Zusammenhang mit Meinl Bank gesetzt und wenn ja welche? Wo befinden sich die im Zuge der Hausdurchsuchung mitgenommenen Akten und Unterlagen?
Befinden sich diese noch im Besitz von Havranek? Wenn nein: Wann und an wen wurden diese Unterlagen übermittelt um eine gesetzesmäßige Aufbewahrung sicherzustellen?" so die Aussendung. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Julius Meinl V. wegen Verdachts auf Untreue und Betrug. Es gilt die Unschuldsvermutung.