Griechenland-Sorgen

Herbe Verluste für Europas Leitbörsen

Teilen

Abstimmung zu Sparmaßnahmen am 5. Juli - Juncker wirbt für Zustimmung.

Mit erheblichen Einbrüchen reagierten die europäischen Leitbörsen am Montag auf die politischen Geschehnisse des Wochenendes in Griechenland. Der Euro-Stoxx-50 rutschte um deutliche 152,47 Einheiten oder 4,21 Prozent auf 3.468,90 Zähler ab.

Die Eskalation im Schuldenstreit zwischen Griechenland und seinen Geldgebern belastete massiv. Am Wochenende hatte der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras überraschend ein Referendum über Reformen angekündigt und der Bevölkerung die Ablehnung dessen nahegelegt. In der vergangenen Woche hatten Investoren noch darauf gesetzt, dass es zu einer Lösung im Schuldenstreit zwischen Griechenland und den internationalen Geldgebern kommen werde.

Bis zur Abstimmung am Sonntag, den 5. Juli, bleiben die griechischen Banken sowie die Athener Börse geschlossen. Zudem wurden Kapitalverkehrskontrollen angekündigt. Im Verlauf des Tages warben europäische Politiker für eine Zustimmung im Referendum und stellten eine Fortführung der Verhandlungen in Aussicht. So äußerte sich Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zwar enttäuscht über das Vorgehen der griechischen Regierung, von deren unvermittelter Ankündigung eines Referendums er sich "verraten" fühle.

Gleichzeitig betonte Juncker aber auch, dass ein Austritt Griechenlands aus der Währungsunion "nie eine Option" gewesen sei, Griechenland sei und bleibe "Teil der europäischen Familie". Auch EU-Parlamentspräsident Martin Schulz, die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Francois Hollande betonten ihren Willen, die Verhandlungen fortzuführen.

Konjunkturdaten für die Eurozone rückten angesichts der Ereignisse in den Hintergrund. Der Business Climate Indicator (BCI) trübte sich überraschend stark von 0,28 auf 0,14 Punkte ein, auch der Economic Sentiment Indicator (ECI) fiel um 0,3 Punkte auf 103,5 Punkte. Die Verbraucherpreise in Deutschland im Juni fielen unter den Erwartungen aus. Die Preise lagen nur um 0,3 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Im Mai hatte die Rate nach vier Anstiegen in Folge noch bei 0,7 Prozent gelegen.

Von den politischen Entwicklungen besonders betroffen zeigten sich Wertpapiere von Banken und Finanzdienstleistern. Im Euro-Stoxx-Index verloren etwa Banco Santander 6,70 Prozent auf 6,33 Euro, Intesa Sanpaolo mussten 6,10 Prozent auf 3,27 Euro abgeben. Die Aktien der UniCredit wurden wegen des starken Kurseinbruches vorübergehend sogar vom Handel ausgesetzt. Am Ende des Tages schlossen sie mit 7,12 Prozent im Minus bei 6,00 Euro.

Unter den größten Verlierern lagen außerdem Aktien der Deutschen Bank mit minus 5,81 Prozent bei 27,16 Euro. Für die Bank werden neben der Marktentwicklung auch die Berichte der "Financial Times", denen zufolge Noch-Co-Chef Anshu Jain im Zusammenhang mit dem Libor-Skandal Irreführung vorgeworfen werde, als wesentlicher Faktor für den Kursverlust betrachtet.

Auch Automobilwerte gehörten zu den schwächsten Aktien. So schlossen BMW mit einem Minus von 4,06 Prozent bei 99,30 Euro und Daimler gaben 4,39 Prozent auf 82,81 Euro nach.
 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.