Investmentbanking macht Deutsche Bank zur Cashmaschine

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Die Deutsche Bank hat im zweiten Quartal des Jahres einen Gewinn von 1,1 Mrd. Euro eingefahren. Damit fiel der Gewinn in den Monaten von April bis Juni nach Steuern um 67 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum aus. Im gesamten ersten Halbjahr lag der Gewinn nach Steuern bei 2,3 Mrd. Euro, nach 504 Mio. Euro in den ersten sechs Monaten 2008.

Florierende Geschäfte am Kapitalmarkt bringen der Deutschen Bank nach zweijähriger Finanzkrise wieder Milliardengewinne. Dank des überraschend schnell genesenen Investmentbankings legte der Überschuss im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwei Drittel auf 1,1 Mrd. Euro zu und knackte damit zum zweiten Mal in Folge die Milliardengrenze.

Risikovorsorge auf 1 Mrd. Euro versiebenfacht

Der boomende Handel mit Anleihen und anderen Zinsprodukten machte dabei wie bereits im ersten Quartal Einbußen im weniger riskanten Privatkundengeschäft mehr als wett. Allerdings stellt sich auch der deutsche Branchenprimus wie viele Konkurrenten in den USA und der Schweiz angesichts der Rezession auf höhere Kreditausfälle ein. Die Deutsche Bank versiebenfachte ihre Risikovorsorge und rechnet vorerst mit keiner Besserung.

"Wir erwarten auch weiterhin Belastungen im Kreditumfeld", erklärte Bankchef Josef Ackermann, dessen Vertrag nun bis 2013 verlängert wurde. Selbst wenn die Wirtschaft die Talsohle erreichen sollte, dürften die Ausfallraten und die Zahl der Privat- und Firmeninsolvenzen weiter nach oben gehen. Ackermann betonte, er bleibe zurückhaltend, was die Aussichten für die Weltwirtschaft angehe.

Viele Experten teilen diese Vorsicht. Sie sehen in der wachsenden Zahl von Kreditausfällen die zweite Welle der Finanzkrise. Anders als etwa die Commerzbank hat die Deutsche Bank aber relativ zur Kapitalbasis nicht so große und damit riskante Einzelengagements. Doch mit einer Vorsorge von 1 Mrd. Euro muss auch die Nummer eins in Deutschland hier empfindliche Belastungen hinnehmen.

Abschreibungen auf komplexe Wertpapiere keine Thema mehr

Keine Rolle spielen dagegen mehr die Abschreibungen auf komplexe Wertpapiere, die sich bei dem Institut seit Beginn der Finanzkrise auf mehr als 10 Mrd. Euro summieren. Hier begann Ackermann insbesondere im vierten Quartal 2008 mit dem systematischen Abbau von Risikopositionen im Handelsbuch. Das führte im vergangenen Jahr zu einem Rekordverlust von fast vier Mrd. Euro.

Auch in den vergangenen Monaten setzte der Schweizer diesen Kurs fort: Die Risikobestände reduzierte die Bank um sieben Prozent, was auch der von den Investoren genau beäugten Kapitalausstattung hilft. Die Deutsche Bank kommt nun auf eine Kernkapitalquote von 11,0 Prozent nach 10,2 Prozent Ende März, womit sie im Vergleich zu anderen Investmentbanken im Mittelfeld liegt.

Während der Überschuss die durchschnittlichen Analystenprognosen leicht übertraf, lag das Vorsteuerergebnis mit 1,3 Mrd. Euro etwas unter den Erwartungen. Wie bei den Rivalen Credit Suisse oder JP Morgan war das lange krisengeschüttelte Investmentbanking Ergebnislieferant Nummer eins: In ihrem Kerngeschäft verdiente die Frankfurter Bank vor Steuern 828 Mio. Euro, nachdem vor Jahresfrist inmitten der Finanzkrise hier noch rote Zahlen gestanden hatten.

Besonders gut lief wie bereits zu Jahresbeginn der Handel mit festverzinslichen Papieren und Devisen, wo zum Teil mit die besten Ergebnisse aller Zeiten erzielt wurden. Allein in diesem Segment erwirtschaftete das Institut mit 2,6 Mrd. Euro rund ein Drittel seiner gesamten Erträge. Viele Staaten und Firmen stillen ihren enormen Kapitalbedarf derzeit wegen der vergleichsweise günstigen Verzinsung vor allem mit der Ausgabe von Bonds und anderen Zinsprodukten.

Investmentbanken wie die Deutsche Bank verdienen dabei sowohl bei der Beratung von Emissionen als auch im Handel mit diesen Papieren. Experten zweifeln aber, ob diese Ergebnisse in dem Bereich auch künftig zu erzielen sind. Investmentbanker dagegen erwarten, dass der Boom mit festverzinslichen Wertpapieren zumindest bis zum Jahresende anhält.

Geprägt war das Quartal auch von Sonderfaktoren, die unter dem Strich das Ergebnis mit mehr als 600 Mio. Euro belasteten. Dazu zählen etwa Kosten für die Beilegung ihres Rechtsstreits um die geplatzte Milliardenübernahme der US-Chemiefirma Huntsman. Zudem fielen Abfindungen für Mitarbeiter an, die den Einsparungen vor allem im Privatkundengeschäft zum Opfer fielen. Positiv schlugen dagegen Einmalgewinne aus Absicherungsgeschäften beim Postbank-Einstieg und aus dem Verkauf von Industriebeteiligungen zu Buche.

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