K.O.-Kriterium würde RZB/RI-Fusion sofort stoppen

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Raiffeisen International (RI) hat als börsenotierte Holding keine Bankkonzession, hätte damit auch nie Anspruch auf Hilfen aus dem staatlichen Bankenhilfspaket. Dass RI keine Bank ist, ist laut Ludwig Scharinger, Chef der RLB OÖ und RZB-Aufsichtsrat, "eigentlich der Hauptgrund für die Fusion" der RI mit der RZB.

Die RI habe gar nicht an den Kapitalmarkt gehen können: "Wer gibt einer Nichtbank ohne Rating Anleihen ohne hohen Spread?" Das ändere sich mit der Fusion, die Bank bekomme "anders Geld", weil die Aktie viel mehr wert sei.

Mit der Fusion der Raiffeisen International mit der Mutter Raiffeisen Zentralbank bekommt die alte RZB Börsezugang. Die Osttochter RI kommt zur Banklizenz und so in der Fusionsbank ebenfalls mehr Zugriff auf Kapitalmarktinstrumente. In die Fusionsvorarbeiten eingebunden sind Scharen von Bankexperten, Anwälten, Gesellschaftsrechtlern, Wirtschaftsprüfern und Aufsicht.

Ein akuter Kapitalbedarf wird als Fusionsgrund von Scharinger bestritten. Zurückgewiesen hatten davor schon die RZB/RI-Bankenchefs in Wien, dass - wie angeblich in internen Memos aufschien - die RZB zum Totalverkauf der RI gezwungen wäre, sollte die Fusion nicht kommen. "Von Zwang ist keine Rede", sagte dazu auch Scharinger vor Journalisten.

Man müsse sich neu aufstellen für zu erwartende Expansionsschritte im Osten. Ob die RI zu viel Risiko genommen hat, ob etwa die Börsenstory nicht hielt, wurde Scharinger gefragt. "Die Börsenstory hat absolut gehalten." Die neue Börsenstory werde RI-Chef Herbert Stepic erläutern. "Ich werde bei den Roadshows nicht dabei sein. Das muss Herbert Stepic machen. Er wird dafür bezahlt". Er werde es ausgezeichnet machen.

"K.O.-Kriterien" gebe es nicht, die gegen die Fusion sprechen, sagte Scharinger. "Gäbe es solche, müsste man das Projekt sofort stoppen." Ein theoretisches K.O.-Kriterium wären etwa Differenzen in Bewertungsfragen, sagte der Raiffeisenbanker auf Anfrage.

Doppelgleisigkeiten sollen weg sein, wenn RI und RZB verschmelzen - auch beim Funding bzw. bei der Kapitalunterlegung. In der alten Struktur hat nicht die RI, sondern die RZB die Refinanzierung der Osttöchter erledigt. Die RI habe nur Bankgeschäft über die Töchter gemacht. Als Nichtbank unterstand die RI bisher auch nicht dem bankenaufsichtlichen Reglement. Einen Aufsichtszwang zur Neuaufstellung hat die RZB-Spitze schon in Abrede gestellt. Scharinger spricht insgesamt von einem "Optimierungsprozess".

Als im Februar durch eine Indiskretion der Fusionsplan öffentlich wurde, hat Raiffeisen tagelang geschwiegen. Binnen dreier Tage verlor die RI-Aktie 20 % ihres Kurses, begleitet von durch die Bank negativen Analystenkommentaren. Scharinger geißelte sowohl den "Maulwurf" ("wir haben ihn bis heute nicht") als auch die damalige Kommunikationspolitik in Wien. "Wir haben sie dann in die Pressekonferenz gedrängt". Dann lief es auch an der Börse wieder in Ordnung, so Scharinger. Der Kurs habe das ursprüngliche Niveau wieder erreicht.

PS-Kapital wird bald getilgt

Das staatliche PS-Kapital in der RZB von rund 1,75 Mrd. Euro würde der RLB-Chef gern eher bald getilgt sehen. "Wir werden die ersten sein, die das zurückzahlen. Je früher, desto besser".

Die Raiffeisenlandesbanken sind künftig nicht mehr direkt an der RZB (künftig RI/RZB) beteiligt. Vorgeschaltet ist eine neue Eigentümerholding. Eine Art RZB-neu, also eine vor der Fusion aus der RZB herauszulösende Beteiligungsgesellschaft, die Sektoraufgaben erfüllt und Anteile auch an anderen Töchtern und Firmen - UNIQA etc. - halten wird. An dieser nicht börsenotierten Holding wird beispielsweise die RLB OÖ 15 % halten, so wie jetzt in der RZB.

Der 5-Prozent-Anteil der RZB an der Volksbank AG (ÖVAG) soll keine Rolle spielen im künftigen ÖVAG-Schicksal, wie es aussieht. Fusionsspekulationen wischt Scharinger erneut vom Tisch: "Das passt nicht zu uns. Wir geben nicht Geld für etwas, was uns nichts bringt. Man kann nicht oben zusammengehen und unten im Wettbewerb stehen." Scharinger stellt sich auch gegen Pläne für ein zentrales übergreifendes Einlagensicherungssystem. "Weil es ein Faulbett für manche würde. Zuerst schleudern und dann andere zahlen lassen."

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