Krise macht Finanzinvestoren zu Bittstellern

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Finanzinvestoren geraten in der Rezession zunehmend in einen Zangengriff ihrer Geldgeber. Einige Private-Equity-Häuser müssen ihre professionellen Anleger mitten in der Krise um neue Mittel bitten, um notleidende Firmen im eigenen Portfolio zu stützen. Der US-Investor KKR etwa sammelt weitere 730 Mio. Euro ein, um Unternehmen wie ProSiebenSat.1 durch die Wirtschaftsflaute zu bringen.

Andere Beteiligungsfirmen haben das gegenteilige Problem. Sie haben noch viele Milliarden in der Kasse, es fehlt aber an attraktiven Kaufgelegenheiten. Das macht deren Geldgeber wie Investmentfonds oder Stiftungen nervös, weil sie Renditen auf ihr Engagement sehen wollen. Egal ob zu wenig oder zu viel Geld - beides ist für die jahrelang erfolgsverwöhnten Private-Equity-Häuser und deren Investoren eine unbefriedigende Situation. Erwirtschafteten die Firmenjäger in den Boom-Zeiten bis 2007 dank eines unbegrenzten Kreditangebots Traum-Renditen von 30 Prozent und mehr, herrscht jetzt Saure-Gurken-Zeit.

Gesunde Firmen stehen in der Rezession nicht zum Verkauf, Banken stellen kaum Kredite bereit und Verkäufe von Firmen sind oft nur mit Verlusten möglich. Für die Beteiligungshäuser steht die Arbeit an ihren eigenen, oft hoch verschuldeten Firmen im Vordergrund, von denen viele in der Krise an den Rand des Abgrunds geraten - wie der Autozulieferer Edscha oder der Modelleisenbahnhersteller Märklin.

"Viele Firmen in Private-Equity-Hand haben sich in der Krise unweigerlich unterdurchschnittlich schlecht entwickelt", sagt Billy Gilmore, Investitionsexperte des Vermögensverwalters Scottish Widows Investment Partnership. Nun müssten viele Kapital nachschießen - und das sei oft nicht mehr vorhanden. Wie KKR wollen Finanzkreisen zufolge auch Private-Equity-Häuser wie Nordic Capital oder der südeuropäische Eigentümer des Motorradbauers Ducati, Investindustrial, frische Mittel bei ihren Geldgebern einsammeln. Dabei gehe es auch um die Finanzierung kleinerer ergänzender Übernahmen zur Stärkung der Firmen im Portfolio. Die Firmen äußerten sich nicht dazu.

Investmenthäuser knausern mit neuen Mitteln

Die Investmenthäuser, die Geld in Private-Equity-Fonds gesteckt haben, reagieren vielfach zurückhaltend auf die Bitte nach weiteren Mitteln. Die Renditen für diese auf Problemfälle ausgerichteten "Ergänzungs-Fonds" seien üblicherweise gering, betont Gilmore. "Bevor solche Fonds das Licht der Welt erblicken, gibt es ziemlich lange Diskussionen in den entsprechenden Beratergremien", ergänzt Susan Long-McAndrews, Partnerin des Investmenthauses Pantheon.

Viele Private-Equity-Geldgeber haben in der Finanzkrise selbst mit Verlusten bei anderen Investitionen zu kämpfen. Sie zögern daher mit weiteren Engagements in die zwar potenziell renditeträchtige, aber wenig liquide Anlageklasse Private Equity. Denn dort ist das Geld über Jahre gebunden. Normalerweise wird das Geld eines Fonds über einen Zeitraum von fünf Jahren investiert. Einige Häuser werden dafür nun mangels Kaufchancen länger brauchen, womit auch die Auszahlungen auf sich warten lassen.

Im nächsten Jahr nähere sich der Investitionszeitraum bei vielen Häusern dem Ende, sagt George Anson vom Investmenthaus HarbourVest. Es werde sich zeigen, ob die Investoren bereit seien, diese Periode um ein Jahr zu verlängern. So ist der 2005 aufgelegte, knapp sechs Milliarden Euro schwere Fonds von BC Partners zu 60 Prozent investiert. Bei Permira sind erst rund 50 Prozent des 9,6-Milliarden-Euro-Fonds aus dem Jahr 2006 angelegt. Der ProSieben-Miteigentümer Permira hat seinen Geldgebern bereits Zugeständnisse angeboten, um sie bei der Stange zu halten.

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