Das Debakel bei der deutschen Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) zieht eine Flut von Schadenersatzklagen verärgerter Aktionäre nach sich. Am Landgericht München seien derzeit mehr als 50 Klagen gegen die HRE anhängig, teilte das Gericht mit. In mehreren davon werfen die Anleger dem Unternehmen vor, falsche oder verspätete Ad-Hoc-Mitteilungen herausgegeben zu haben.
Der bisher größte Prozess um Schadenersatzforderungen soll an diesem Donnerstag (6. August) in München beginnen. Dabei geht es um Forderungen von mehr als 200 Mio. Euro, die ein Anwalt für mehrere Kapitalanlagefonds einklagen will. Sie werfen der Hypo Real Estate vor, sie systematisch über die wahre Lage des Unternehmens getäuscht zu haben.
Klagen schaden nunmehr dem Steuerzahler
Da die Hypo Real Estate nach ihrer Existenzkrise im vergangenen Jahr inzwischen dem Staat gehört, richten sich die Klagen nach Einschätzung des deutschen Finanzministers Peer Steinbrück (SPD) letztlich gegen den Bund und somit auch die Steuerzahler.
Einem Anleger hatte das Gericht bereits in einem Prozess im Juni rund 4.000 Euro Schadenersatz zugesprochen, dagegen legte die HRE allerdings Revision ein. Auch in einem weiteren Verfahren vor knapp zwei Wochen sahen die Richter gewisse Erfolgschancen für die Klagen, sofern sie Aktienkäufe zwischen Ende November 2007 und Mitte Jänner 2008 betreffen.
In dieser Zeit hat das damalige Management nach Einschätzung der Richter möglicherweise schon von Belastungen durch die US-Finanzkrise gewusst, die Anleger aber erst am 15. Jänner 2008 in einer Ad-Hoc-Meldung über Abschreibungen in Höhe von 390 Mio. Euro informiert und damit die Aktie auf Talfahrt geschickt.
Das Landgericht München stellte aber klar, dass dies keine Rückschlüsse auf andere Verfahren zulässt: "Nachdem den Klagen unterschiedliche Sachverhalte zugrunde liegen, kann eine generelle Aussage zu den einzelnen Verfahren derzeit nicht getroffen werden." Mit Entscheidungen sei frühestens im Herbst zu rechnen.