Polen: PKO-Bank-Chef vom Aufsichtsrat abberufen

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Der Aufsichtsrat der halbstaatlichen polnischen Bank PKO BP hat am 7. Juli überraschend den Vorstandsvorsitzenden Jerzy Pruski und seinen Stellvertreter entlassen und damit für Aufregung in der Regierung gesorgt.

Der Sprecher des Schatzministeriums, Maciej Wewior, sagte der Zeitung "Gaezeta Wyborcza", das Ministerium will nun bei der nächsten Hauptversammlung auch personelle Veränderungen im Aufsichtsrat durchsetzen. Der polnische Staat hält 51 Prozent an der PKO BP, die gemessen an der Bilanzsumme die größte Bank des Landes ist.

Das Vorgehen des Aufsichtsrats war offenbar nicht mit dem Schatzministerium abgesprochen, obwohl Vertreter des Ministeriums den abberufenen PKO-Chef wiederholt kritisierten. Zuletzt gab es einen Streit über die Dividende, die heuer ausgezahlt werden soll. Der Vorstand forderte, den ganzen letztjährigen Gewinn von 2,9 Mrd. Zloty (663 Mio. Euro) auszuschütten. Unterstützt wurde die Forderung vom Finanzministerium. Aufsichtsrat und Schatzministerium waren dagegen. Aber schließlich einigten sich die beiden Parteien auf einen Kompromiss und die Aufsichtsratsvorsitzende Marzena Piszczek lobte ausdrücklich das Jahresergebnis von 2008.

Grund für die Entlassung unklar

Deshalb ist der Grund für die Entlassung zum jetzigen Zeitpunkt unklar. Pruski erklärte gegenüber Journalisten, ihm seien keine Gründe genannt worden. "Ich habe die PKO BP wieder an die Spitze der polnischen Bankenbranche zurückgeführt", erklärte der Manager. Zeitungen spekulieren, dass der Aufsichtsrat die Pläne der PKO BP missbillige, die AIG Bank Polska zu übernehmen.

Nach Einschätzung von Experten könnte sich das Durcheinander bei der Bank negativ auf die geplante Aktien-Neuemission auswirken, die für die zweite Jahreshälfte geplant ist und rund 5 Mrd. Zloty an frischem Kapital bringen soll. "Der Preis, den Interessenten zu zahlen bereit sind, könnte deutlich niedriger ausfallen als erwartet", sagte Marcin Materna, Leiter der Investment-Abteilung in der Bank Millennium, gegenüber der "Gazeta Wyborcza". Weniger drastisch kommentierte die Ereignisse Marek Juras, Leiter der Investmentabteilung in der Bank BZ WBK, gegenüber der Zeitung "Rzeczpospolita": Es komme jetzt darauf an, wer Pruski auf dem Posten ersetze.

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