"Notfalls wird in der Druckerbranche gestreikt", machte GPA-djp-Vize Karl Proyer klar.
Im Vorfeld der am 11. Jänner beginnenden Kollektivvertragsverhandlungen in der Druckerbranche gehen die Wogen erneut hoch. Nachdem die Arbeitgeber den aus ihrer Sicht zu teuren KV für das Grafische Gewerbe per Ende März 2012 gekündigt hatten, fasste die Gewerkschaft im Dezember für den Fall einer Nichteinigung einen Streikbeschluss. Am heutigen Dienstag appellierte der Verband Druck & Medientechnik an die Gewerkschaft, "gemeinsam nach Lösungen zu suchen". Schon jetzt sei eine Zwei-Klassen-Gesellschaft Realität, die Firmen wie Mitarbeitern schade. Bei der Gewerkschaft sorgt dies für Kopfschütteln. "Notfalls wird in der Druckerbranche gestreikt", machte GPA-djp-Vize Karl Proyer gegenüber der APA klar. Insgesamt geht es um rund 10.000 Beschäftigte.
"Immer mehr Druckereien umgehen die strengen Auflagen ihres Branchenkollektivvertrags und lagern zwecks Einsparung von Lohnkosten ihre Mitarbeiter in kollektivvertraglich günstigere Branchen aus. Oder sie verlegen ihre Produktion gleich ins benachbarte Ausland, wo die Lohnkosten geringer sind", warnte Branchenverbandspräsident Rudolf Cuturi in einer Aussendung. Die Druckvorstufe werde in den "wesentlich billigeren" KV für Werbung und Marktkommunikation ausgelagert, Etiketten- und Verpackungsdruckereien flüchteten in die papierverarbeitende Industrie.
Bald werde "nur mehr eine Handvoll Drucker" tatsächlich im Grafischen KV angemeldet sein, so Cuturi. Der aktuelle KV umfasst nach Arbeitgeberangaben eine Normalarbeitszeit von 37 Wochenstunden sowie Nachtzuschläge für die Arbeit von 18 bis 6 Uhr. "Außerdem gibt es zahlreiche Zulagen wie etwa einen Aufschlag von 100 Prozent für die Arbeit an automatisierten Druckmaschinen, wenn mehrere Farben verwendet werden, oder Schmutzzulagen für Tätigkeiten, die heute nicht mehr schmutzig machen."
Gewerkschafter Proyer lässt sich "von der Drohung überhaupt nicht beeindrucken", wie er auf Anfrage sagte. Zumal es Cuturi selbst in der Hand habe, die von ihm beklagten Flucht- und Auslagerungstendenzen zu verhindern. Außerdem, so Proyer, dürfte "seiner geschätzten Aufmerksamkeit entgangen sein", dass die Auslagerung in den Werbungs- und Marktkommunikations-KV "rechtlich nicht korrekt wäre".
Die Arbeitnehmervertreter forderten Cuturi auf, die Kündigung des Kollektivvertrags - "in einer kultivierten Sozialpartnerschaft macht man sowas nicht" (Proyer) - zurückzunehmen und "vernünftige Gespräche" über die Weiterentwicklung des Kollektivvertrags zu führen. "Wir sind bereit, an verschiedenen Punkten zu verhandeln", sagte Proyer. "Es sind ja momentan Übergangs- und Krisenregelungen in Kraft. Wir sagen, wir wollen einen ordentlichen Geltungsbereich für den KV." Cuturi verstehe unter einem "vernünftigen KV" "wesentliche Verschlechterungen", in dem vor allem im Zuschlagsbereich wichtige Elemente fehlten.