Streit um Milliarden: Lehman attackiert Barclays

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Die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers vor 1,5 Jahren sorgt weiter für Zündstoff. Besonders der Notverkauf des nordamerikanischen Kerngeschäfts an die britische Barclays Bank erregt die Gemüter.

Das heutige Management wirft Barclays vor, durch Absprachen einen viel zu niedrigen Preis gezahlt zu haben. Den "Schaden" bezifferte Lehman Brothers in einem Schreiben an das Insolvenzgericht in New York auf mittlerweile 11 Mrd. Dollar.

Vor einem halben Jahr, als der Streit zum ersten Mal hochkochte, war noch von 8,2 Mrd. Dollar die Rede gewesen. Seitdem, so sagt Lehman Brothers, seien neue Posten aufgetaucht. Die Aufarbeitung des Bankrotts, der im September 2008 die Finanzwelt erschütterte, gipfelte jüngst in einem 2.200 Seiten starken Bericht eines Sonderermittlers. Lehman Brothers hatte sich wie so viele andere Institute mit komplizierten Hypothekenpapieren verspekuliert.

Das jetzige Management von Lehman Brothers will den Verkauf an Barclays nachverhandeln, um für die Gläubiger mehr Geld herauszuschlagen. Es wirft Barclays vor, vielen damaligen Entscheidungsträgern der Investmentbank lukrative Posten im eigenen Hause versprochen zu haben. Die Bankmanager hätten daraufhin einen "Rabatt" gewährt. Dieser Umstand sei dem Insolvenzrichter und dem Verwaltungsrat, die beide dem Verkauf zustimmen mussten, verschwiegen worden.

Barclays hatte die Vorwürfe bereits als "opportunistisch" und ohne Aussicht auf Erfolg zurückgewiesen. Lehman Brothers wolle jetzt, wo sich die Wirtschaft stabilisiere, schlicht einen höheren Preis herausschlagen. Die Briten hatten keine 2 Mrd. Dollar für den dicksten Batzen an einer der ehemals mächtigsten Banken der Welt gezahlt. Das Geschäft, das bestreitet auch Barclays nicht, hat sich gelohnt: Gleich nach dem Zukauf floss ein milliardenschwerer Sondergewinn.

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