Tiefe Einschnitte bei deutscher LBBW geplant

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Die größte deutsche Landesbank LBBW steht vor den tiefsten Einschnitten in der Unternehmensgeschichte. 2.500 Stellen will der schwer angeschlagene Branchenprimus bis zum Jahr 2013 streichen. Rund 700 Millionen Euro pro Jahr sollen in den nächsten vier Jahren eingespart werden, um eine Rückkehr in die schwarzen Zahlen zu erreichen. Das beschlossen die Trägerversammlung und der Verwaltungsrat der Landesbank.

Die LBBW in Baden-Württemberg gehört zu der Reihe der deutschen Landesbanken, die sich massiv verspekuliert hatten und durch die Finanzkrise schwer getroffen wurden. LBBW-Chef Hans-Jörg Vetter rechnet im laufenden Geschäftsjahr mit einem deutlichen Verlust im operativen Geschäft. Nach Agentur-Informationen wird sich der Fehlbetrag wie im Vorjahr auf rund zwei Milliarden Euro belaufen. Vetter wollte die Zahl zwar nicht konkret bestätigten, schloss die Höhe des Fehlbetrages aber nicht aus. Für dieses Jahr seien Restrukturierungsrückstellungen von 300 bis 340 Millionen Euro gebildet worden, im nächsten Jahr seien dafür rund 100 Millionen Euro eingeplant. Einen Ausblick auf 2010 lehnte Vetter ab. In der Summe aller Maßnahmen will die LBBW ihre Bilanzsumme (Ende Juni: 448 Milliarden Euro) um rund 40 Prozent verringern. "Ich bin aber überzeugt davon, dass wir am Ende wieder eine konkurrenzfähige Bank haben werden."

"Wir sind uns sehr bewusst, dass die Maßnahmen für die Bank und viele unserer Mitarbeiter schmerzhafte Einschnitte sein werden", erklärte der Manager. "Die LBBW steht vor einem Kraftakt. Er ist jedoch unumgänglich, um die Bank wieder zukunftssicher zu machen und an das deutlich veränderte Marktumfeld anzupassen." Wo genau die Jobs gestrichen werden sollen, wird nach Angaben des Managers spätestens Ende März nächsten Jahres klar sein. Betriebsbedingte Kündigungen schloss er nicht aus. "Es gibt aber keine Pläne, irgendeinen Standort zu schließen", betonte der Banker. Die Mitarbeiter sollen auf Betriebsversammlungen über die Sanierungspläne des Unternehmens informiert werden.

Gespräche über Jobabbau angelaufen

Die Gewerkschaft Verdi erklärte, sie wolle "um jeden Preis" betriebsbedingte Kündigungen bei der Landesbank verhindern". Die Mitarbeiterzahl der LBBW lag Ende Juni im Konzern bei rund 13.600 Beschäftigten. Die Gespräche über den Jobabbau sollen bereits angelaufen sein. Die EU-Kommission soll die drastischen Sparmaßnahmen gefordert haben, bevor sie grünes Licht für die im Frühjahr eingeleitete Kapitalspritze von fünf Milliarden Euro durch die Träger - das Land, die baden-württembergischen Sparkassen und die Stadt Stuttgart gibt. Zustimmen muss Brüssel auch den Garantien der öffentlichen Hand für riskante Wertpapiere in Höhe von 12,7 Milliarden Euro. Das LBBW-Zukunftskonzept soll der EU-Kommission in Kürze vorgelegt werden. Es wird damit gerecht, dass bis zum Abschluss der Genehmigung mehrere Monate vergehen werden.

Der Branchenprimus will sich künftig vor allem auf das Geschäft mit mittelständischen Firmen, Privatkunden und Sparkassen sowie mit institutionellen Kunden konzentrieren. Im Gegenzug soll das Kreditersatzgeschäft schrittweise auslaufen. Flugzeug- und Schiffsfinanzierungen sollen nicht mehr angeboten werden. Das Auslandsgeschäft will Vetter deutlich straffen. Beteiligungen sollen abgestoßen werden. Das hänge aber noch von der EU-Vorgaben ab. Im gewerblichen Immobiliengeschäft will sich die LBBW künftig auf Deutschland und eingeschränkt auf die USA und Großbritannien konzentrieren.

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