UBS-Aktionäre verpassen neuen Chefs Denkzettel

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Trotz Rückkehr in die Gewinnzone und der Auswechslung der Konzernspitze zieht die Schweizer Großbank UBS weiter die Wut ihrer Aktionäre auf sich. Das neue Management sah sich bei der Generalversammlung am 14. April in Basel insbesondere mit Vorwürfen konfrontiert, aus den Bonus-Exzessen der Vergangenheit keine Lehren zu ziehen und die umstrittenen Vorgänger ungeschoren davonkommen zu lassen.

Wegen der jüngsten Prämienzahlungen an Top-Manager verpassten die Anteilseigner Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger und Bankchef Oswald Grübel sogar einen heftigen Denkzettel. Immerhin rund 40 Prozent des vertretenen Kapitals lehnten den Vergütungsbericht der Konzernführung ab, die für 2009 trotz eines Milliarden-Verlustes rund 3 Mrd. Franken (2 Mrd. Euro) Boni ausgeschüttet hatte.

"Was macht Manager so unverzichtbar, dass sie hundertmal mehr verdienen als ein normaler Angestellter", empörte sich ein Kleinaktionär. "Im Volk brodelt es, die hohen Boni werden nicht verstanden", sagte ein anderer.

Kritische Aktionäre werteten das Abstimmungsergebnis über die Vergütungen als Erfolg. Es zeige, dass nicht nur Schweizer, sondern auch ausländische Eigner mit der Bonuspolitik nicht einverstanden seien. Aufsichtsratspräsident Villiger versprach, die UBS werde sich das Votum zu Herzen nehmen. Er und Konzernchef Grübel äußerten Verständnis für den Unmut, argumentierten aber, ohne hohe Löhne und Prämien ließen sich Spitzenkräfte nicht gewinnen oder halten. "Es muss im Interesse der Aktionäre sein, dass wir gute Leute haben", betonte Villiger.

Schadenersatzklagen gefordert

Wenig Verständnis zeigten Anteilseigner auch dafür, dass die UBS die frühere Konzernspitze um Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel und dessen kurzzeitigen Nachfolger Peter Kurer nicht auf Schadenersatz verklagen will. Ihnen und Ex-Konzernchef Peter Wuffli lasten Anteilseigner Milliardenverluste im Geschäft mit US-Ramschhypotheken ebenso an wie den immer noch nicht gelösten Steuerstreit mit den USA.

So verweigerten die Aktionäre dem ehemaligen Management um Ospel die Entlastung für das Jahr 2007 verweigert. Villiger wertete dies als eine "klare Unmutskundgebung". Seinen Worten zufolge wird der Verwaltungsrat daher die Frage einer Schadenersatzklage zwar neu prüfen. "Unsere Analyse wird aber wohl keine neue sein", sagte Villiger. Der Verwaltungsrat hatte bereits im Dezember einen Klage-Verzicht beschlossen, da die Bank die Erfolgsaussichten gering einschätzte und jahrelange Negativschlagzeilen vermeiden wollte.

Nach den Verlustjahren 2007 und 2008 hatte der UBS-Verwaltungsrat die Aktionäre zunächst nicht über die Entlastung abstimmen lassen. Dies wurde nun nachgeholt. Für die Jahre 2008 und 2009 wurde dem Management mit deutlicher Mehrheit die Entlastung erteilt. Villiger und Grübel sind seit Februar 2009 im Amt.

Wenig Vertrauen in die Bank

Konzernchef Grübel räumte ein, es sei noch nicht ausreichend gelungen, das Vertrauen in die Bank wieder herzustellen, insbesondere in der Schweiz. Seinen Worten zufolge sind die Abflüsse im UBS-Vermögensverwaltungsgeschäft noch nicht gestoppt. Das Geldhaus sei aber in allen Segmenten auf dem richtigen Weg. "Ihre Bank ist wieder zurück im Geschäft", betonte der Konzernchef vor den gut 4.700 Aktionären, die 64 Prozent der Aktienstimmen repräsentierten. Bereits im Vorfeld der Treffens hatte die neue Konzernspitze für das abgelaufene erste Quartal einen Vorsteuergewinn von mindestens 2,5 Mrd. Franken in Aussicht gestellt.

Am späten Nachmittag ist Lufthansa-Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber zum UBS-Aufsichtsrat gewählt worden. Der aus Österreich stammende Konzernchef der deutschen Fluggesellschaft, zu der auch die Schweizer Airline Swiss und in Österreich die AUA gehören, bekam fast 90 % der Stimmen.

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