UNCTAD empfiehlt Reform des Wechselkurs-Systems

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Die UNO-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) geht in ihrem aktuellen Handels- und Entwicklungsbericht davon aus, dass die Weltwirtschaft heuer um 2,7 Prozent schrumpfen wird. 2010 könnte die Wirtschaft wieder wachsen, aber höchstens um 1,6 Prozent. Um ähnliche Krisen in Zukunft zu vermeiden, schlägt die UNO-Organisation eine strengere Regulierung der Finanzmärkte und eine Reform des internationalen Wechselkurs-Systems vor.

Die Finanzkrise habe sich direkt über die Aktien- und Anleihemärkte auf die Primärgütermärkte ausgeweitet und so die Wechselkurse einiger Emerging Markets unter Druck gebracht. Wenn die Preise stark durch Spekulationen beeinflusst würden, könnten die Märkte nicht effizient funktionieren, so die Analyse.

Und weiter: "Die Erkenntnis, dass diesen Märkten jegliche wirtschaftliche Logik fehlt, ist der Schlüssel zum Verständnis der aktuellen Krise und sollte die Basis für die künftige Politik und für Reformen seien, die die Stabilisierung des Finanzsystems zum Ziel haben."

Die Sorge, dass Kapitalspritzen der Zentralbanken und rasch steigende Defizite der Staatsbudgets früher oder später zu Inflation führen werden, teilt die UNCTAD nicht. Die Auslastung der Produktionskapazitäten befinde sich derzeit auf einem historischen Tiefststand und die Arbeitslosenzahlen würden mit einem dramatischen Tempo steigen, daher sei die Gefahr einer Überhitzung oder einer Lohninflation in den nächsten Jahren gering.

Es werde nicht Monate, sondern Jahre dauern, bis die Kapazitätsauslastung wieder ein so hohes Niveau erreicht hat, dass das Angebot mit der Nachfrage nicht mehr Schritt halten kann.

Rolle der Zentralbanken neu definieren

Insgesamt müsse die Währungs- und Finanzpolitik überdacht und die Rolle der Zentralbanken und der Finanzinstitutionen neu definiert werden, heißt es in dem Bericht. "Man kann nicht große Teile des Finanzsektors wie riesige Casinos agieren lassen, ohne der Realwirtschaft großen Schaden zuzufügen." Und: "Das Gleichgewicht zwischen Privatwirtschaft und staatlicher Einflussnahme beim Finanzsektor über die Krise hinaus muss möglicherweise fundamental revidiert werden."

Der volkswirtschaftliche Nutzen einiger innovativer Finanzprodukte sei fragwürdig, wenn nicht sogar negativ, "daher ist es notwendig, ein neues Regulierungssystem zu entwickeln, das systematisch unterscheidet zwischen Finanzdienstleistungen für produktive Investitionen und Wetten oder Spekulationen in Nullsummenspielen."

Die landläufige Meinung, es sei der wirtschaftlichen Entwicklung von Ländern am besten gedient, wenn man möglichst alle Hindernisse für grenzüberschreitende Kapitalflüsse beseitige, werde durch die gegenwärtige Finanzkrise in Frage gestellt, sagen die Ökonomen der UNCTAD in ihrem "Trade and Development Report, 2009".

Weil die Akteure auf den Finanzmärkten - anders als auf normalen Gütermärkten - auf Basis zentralisierter Informationen handeln würden, folge ihr Verhalten ähnlichen Mustern, weshalb Spekulationen zu überschießenden Preisentwicklungen in beide Richtungen führen würden. Dies füge der Realwirtschaft und dem internationalen Handel dauernden Schaden zu.

Das derzeitige Dollar-basierte Währungssystem ist nach Ansicht der Experten zunehmend unter Druck geraten. Der Nachteil eines Systems, das auf einer oder mehreren nationalen Reservewährungen basiere, sei es, von währungspolitischen Entscheidungen der jeweiligen Zentralbanken abhängig zu sein.

Ein international anerkanntes Wechselkurs-System auf Basis konstanter und realer Wechselkurse - bereinigt um Inflationsunterschiede zwischen den Ländern - würde spekulative Kapitalflüsse deutlich reduzieren, so die Experten, weil der Hauptanreiz für Währungsspekulationen die Inflation und Zinsdifferenzen seien. Währungskrisen könnten dadurch vermieden werden und die Zentralbanken müssten geringere Währungsreserven halten, weil es nicht mehr notwendig wäre, die Wechselkurse zu verteidigen.

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