Die Regulierungsorganisation ICANN soll autonom werden. Künftig soll die Privatwirtschaft über die technische Netz-Infrastruktur entscheiden lassen.
US-Regierung und ICANN vereinbarten nun, dass künftig "keine Instanz" die Organisation kontrolliert. Stattdessen sollen verschiedene Interessengruppen die Arbeit koordinieren. Um zu gewährleisten, dass die Entscheidungen im öffentlichen Interesse sind, verpflichtet sich die Organisation, positive und negative Folgen ihrer Beschlüsse zu veröffentlichen.
Mit dem Abkommen werde ICANN zu einer "wahrhaft internationalen Einheit", sagte ihr Chef Rod Beckstrom. Es werde deutlich, dass die Beteiligung der Öffentlichkeit funktioniere. "Eine Welt, ein Internet, alle vernetzt - das ist unser Ziel bei ICANN."
Die ersten Reaktionen fielen positiv aus. Entscheidungen des Gremiums seien künftig unabhängiger und besser nachvollziehbar, sagte etwa EU-Medienkommissarin Viviane Reding laut Mitteilung. Sie hatte - ebenso wie Russland und China - in der Vergangenheit gefordert, die Verwaltung des weltweiten Netzes aus der US-Aufsicht zu lösen.
Allerdings gibt die US-Regierung von Präsident Barack Obama Regierung die Kontrolle nicht komplett auf: So verpflichtet sich die ICANN, das Hauptquartier in den USA zu belassen. Darüber hinaus sichert ein weiterer, bis 2011 gültiger Vertrag der US-Regierung die Kontrolle über die Root Server - jene Rechner, die den gesamten Datenverkehr steuern.
Die ICANN - kurz für Internet Corporation for Assigned Names and Numbers - ist eine privatrechtliche Stiftung nach amerikanischem Recht. Zu ihren Aufgaben gehört der Betrieb des Domainnamen-Systems. Dabei handelt es sich um eine Art Verkehrsleitsystem, das Rechner mit Servern rund um den Globus verbindet. Zudem wacht die Organisation über Top Level Domains, beispielsweise ".de" oder ".com". Ihr Sitz ist in der kalifornischen Kleinstadt Marina del Rey.
Die Organisation ist seit der Gründung 1998 vertraglich an die US-Regierung gebunden. Der Einfluss hat historische Gründe: Die Grundlagen des Internet entwickelten Forscher in den 1950er und 1960er Jahren im Auftrag des Pentagon.