Die USA wollen den Handel mit riskanten Finanzinstrumenten in Zukunft strikt überwachen. Die Chefs der Börsenaufsicht SEC und der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) legten am 22. Juli vor dem Finanzdienstleistungs-Ausschuss des Repräsentantenhauses ihre Pläne zur Aufsicht des außerbörslichen, sogenannten Over-The-Counter-Markts (OTC), mit Derivaten vor.
"Die Finanzkrise hat uns gezeigt, dass der Derivatehandel einer einzigen Firma das gesamte Finanzsystem gefährden kann", sagte CFTC-Chef Gary Gensler. "Deshalb müssen alle diese Firmen vom Staat strikt überwacht werden." Der Handel mit OTC-Derivaten umfasst weltweit ein Volumen von 450 Billionen Dollar (317 Billionen Euro) Eines der Instrumente sind Credit Default Swaps (CDS), mit denen Kreditrisiken abgesichert werden. Riskante CDS-Geschäfte wären dem US-Versicherungskonzern AIG in der Finanzkrise fast zum Verhängnis geworden, wenn der Staat nicht als Nothelfer eingesprungen wäre. Die von traditionellen Anlageformen abgeleiteten OTC-Finanzinstrumente sind nicht standardisiert. Sie werden direkt zwischen den Marktteilnehmern gehandelt. Dies bedeutet, dass es an Transparenz mangelt und in der Regel keine zentrale Verrechnungsstelle Ausfallrisiken auffängt.
Sämtliche Transaktionen aufzeichnen
SEC und CFTC forderten nun vor dem Ausschuss, dass Derivate-Händler künftig sämtliche Transaktionen aufzeichnen müssen. Zudem soll es Kapital- und Margenvorgaben geben. Ein Vertreter des US-Finanzministeriums kündigte an, nächste Woche einen Gesetzentwurf zu OTC-Derivaten vorzulegen. Eine Gruppe von demokratischen Parlamentariern fordert die Gründung einer zentralen Behörde im US-Finanzministerium, die die Derivate-Aufsicht durch SEC und CFTC koordiniert.
US-Präsident Barack Obama will mit einer umfassenden Reform die Lehren aus der Finanzkrise ziehen. Er will nachvollziehbare "Verkehrsregeln" für den gesamten Finanzsektor und eine verschärfte Aufsicht faktisch aller Bereiche, die als Auslöser für die Turbulenzen an den Märkten gelten.
In der Wirtschaft und in Teilen der oppositionellen republikanischen Partei regt sich Widerstand gegen eine starke Regulierung des bislang weitgehend unbeaufsichtigten OTC-Marktes. Zu strikte Regeln könnten dem US-Finanzmarkt schaden, warnte Judy Biggert, ein republikanisches Mitglied des Finanzdienstleistungs-Ausschusses. "Es ist wichtig, dass wir die Balance wahren und nicht überreagieren."