EU-Industriekommissar Günter Verheugen hat der Bankenbranche ein Jahr nach der Pleite der Investmentbank Lehman- Brothers vorgeworfen, noch keine Lehren aus der Finanzkrise gezogen zu haben. "Die internationale Reaktion, die geprägt war von dem festen Willen, die Banken stärker an die Kandare zu nehmen, hat noch nicht zum Erfolg geführt", sagte der SPD-Politiker dem "Weser Kurier".
Er forderte die EU-Staaten auf, einheitliche Regelungen bei der Kontrolle von Hedge-Fonds, bei Ratingagenturen, den Managergehältern sowie den Banken und der Bankenaufsicht zu beschließen. Darüber hinaus forderte Verheugen die Bankmanager auf, sich vom Bonussystem zu verabschieden. "Ich kann das Argument der Banken nicht akzeptieren, dass hohe Bonusregelungen unbedingt notwendig sind, um die Mitarbeiter zu halten. Das überzeugt nicht", sagte er.
Verheugen forderte die Bankmanager zudem auf, sich gegenüber der Politik zurückhaltend zu verhalten. "Der ganze Mist der Finanzkrise ist uns von Bankmanagern eingebrockt worden, die so getan haben, als seien verbriefte Kredite keine Kredite. Sie sind gigantische Risiken eingegangen, ohne dass eine entsprechende Eigenkapitalabsicherung vorhanden war", sagte der EU-Kommissar.
Damit sich solches Fehlverhalten nicht wiederholen könne, müsse die Politik jetzt die notwendige Konsequenzen ziehen. "Die Politik hat dabei nicht den geringsten Grund, sich von den Banken vorführen zu lassen", sagte Verheugen. "Sie haben immer noch allen Grund, sich zurückhaltend und demütig zu zeigen. Denn ohne die Hilfe der Politik wären sie gar nicht mehr da."