Konsumentenschützer: Zu hohe Kosten drücken den Ertrag.
Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) geht mit den Anbietern von fondsgebundenen Lebensversicherungen hart ins Gericht. Diese würden entgegen den Versprechungen in den Fondspolizzen nur sehr niedrige Erträge abwerfen, kritisierte VKI-Geschäftsführer Franz Floss am Donnerstag bei einem Pressegespräch in Wien. Die Verbraucherschützer fordern von den Anbietern geringere Kosten und mehr Transparenz.
Über 18.000 Euro Verlust
2,6 Millionen fondsgebundene Lebensversicherungsverträge gebe es in der Zwischenzeit in Österreich, so Floss. Nicht berücksichtigt sind dabei die prämienbegünstigten Zukunftsvorsorgeprodukte. In einem speziellen Fall habe ein Kunde seit 2000 umgerechnet 36.336 Euro einbezahlt und nach Ablauf 2010 nur mehr 18.098 Euro herausbekommen. "Pech gehabt", so Floss. Der größte Teil der Verluste sei dabei aber nicht auf die seither schlechte Performance der Kapitalmärkte zurückzuführen gewesen, sondern auf die hohen Kosten: Abschlusskosten, Vertriebskosten, Verwaltungskosten und die Versicherungssteuer einerseits, Kick-back-Zahlungen der Versicherungen an die Fondsanbieter andererseits.
Kosten drücken den Ertrag
Noch höher als die Versicherungskosten seien aber die fondsinternen Kosten. Darunter fallen Managementgebühren und laufende Kosten im Fonds, wie etwa Transaktionskosten bei Käufen und Verkäufen sowie Veranlagungskosten. Dies alles drücke einerseits den Ertrag, andererseits kämen diese Fondskosten in den Modellrechnungen der Anbieter in der Regel gar nicht vor, kritisierte VKI-Versicherungsexperte Walter Hager. "Ein Mehr an Transparenz wäre hier dringend angebracht", so Hager. Solange die Fondskosten verschwiegen werden, seien die Produkte auch nicht vergleichbar.
Magere Rendite
Ein weiteres Rechenbeispiel zeigt die Auswirkungen von Versicherungs- und Fondskosten auf die Rendite einer fondsgebundenen Lebensversicherung: Bei Einzahlungen von 100 Euro pro Monat über 20 Jahre und einer angenommenen Fondsperformance von 5 % und fondsinternen Kosten von 2 % jährlich ergeben sich Gesamteinzahlungen von 24.000 Euro und eine Ablaufleistung ohne Berücksichtigung von Kosten von 41.088 Euro. Die Versicherungskosten schlagen mit 6.520 Euro zu Buche, die Fondskosten mit 6.870 Euro, sodass nur mehr 27.698 Euro übrig bleiben. Von der Fondsperformance von 5 % bleiben also für den Kunden gerade einmal 1,4 % übrig.
Verluste minimieren
Um mögliche Verluste zu vermeiden, gibt es laut VKI zwei Möglichkeiten: den Fonds auf ein normales Wertpapierdepot zu übertragen, was aber wiederum Übertragungskosten und Kapitalertragssteuer (KESt) verursachen würde, oder eine Verlängerung des Vertrages und Prämien weiterhin zu zahlen, mit der Hoffnung, dass sich der Fonds besser entwickelt. Aber auch hier fallen neuerlich Abschlusskosten und Versicherungssteuer an.
Schlecht verständliche Nachrichten
Auch die Arbeiterkammer (AK) kritisierte heute in einer Aussendung die mangelhaften und schlecht verständlichen Nachrichten über die Wertentwicklung von fondsgebundenen Lebensversicherungen. Die gesetzlich einmal jährlich vorgeschriebenen Wertnachrichten würden nicht genug Informationen bieten, um zu verstehen, wie es um den Vertrag steht, so die Leiterin der AK-Konsumentenpolitik, Gabriele Zgubic.