Weniger Nachfrage bei EZB-Jahrestender erwartet

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Die EZB wird am Mittwoch (30.9.) den Banken der Euro-Zone zum zweiten Mal in ihrer Geschichte für ein ganzes Jahr Liquidität zur Verfügung stellen.

Beim ersten derartigen Refinanzierungsgeschäft im Juni hatten sich die Kreditinstitute bei der Notenbank mit der schier unvorstellbaren Summe von 442 Mrd. Euro eingedeckt. Dieses Mal dürfte es viel weniger werden. Analysten erwarten im Mittel ein Volumen von 125 Mrd. Euro.

Die EZB wird erneut jeder Bank die gewünschte Summe zuteilen, zum rekordniedrigen Leitzins von 1 %. Dass die Banken nicht mehr so massiv zugreifen dürften, liegt nach Ansicht von Experten zum einen daran, dass sich die Lage an den Geldmärkten zuletzt deutlich entspannt hat.

Den Banken fällt es mittlerweile wieder leichter, sich bei anderen Banken Geld zu besorgen, weshalb der Gang zur Tränke der EZB nicht mehr unbedingt nötig erscheint. Zudem sind die Zinssätze am Geldmarkt zuletzt so weit gesunken, dass Arbitragegeschäfte mit dem EZB-Geld, die im Juni noch lukrativ waren, für viele Banken dieses Mal nicht mehr so attraktiv sein dürften.

Darüber hinaus könnten überschüssige Sicherheiten, gegen die die EZB Liquidität gibt, dieses Mal nicht mehr in dem Maße zur Verfügung stehen. "Zwar ist das insgesamt ausstehende Volumen an EZB-Sicherheiten noch etwa zehnmal größer als das für EZB-Geschäfte verwendete Sicherheiten-Volumen. Doch nicht alle Sicherheiten werden von Banken gehalten. Und von den Sicherheiten im Bestand der Banken muss ein Großteil als Reserve zum Schutz vor einer unvorhergesehenen Liquiditätsknappheit gehalten werden", schreiben die Experten der Commerzbank.

Mit Spannung blicken viele Banker schon jetzt auf den dritten EZB-Jahrestender, der kurz vor Weihnachten abgewickelt werden soll. Die Gretchenfrage wird dann sein, ob die EZB einen kleinen Aufschlag auf den Leitzins verlangen wird oder nicht.

Fordert sie einen höheren Zinssatz, würde das an den Märkten wohl als Hinweis auf Zinserhöhungen verstanden werden. Da die meisten Analysten mit solchen Schritten ohnehin in der zweiten Jahreshälfte 2010 rechnen, würde ein Aufschlag die meisten Marktteilnehmer aber nicht auf dem falschen Fuß erwischen.

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