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Das bedeutet die EZB-Zinserhöhung für unser Geld

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Im Juli wird die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte erhöhen. Im September soll die nächste Zinsanhebung folgen. Welche Folgen das für Sparer, Kreditnehmer, Aktieninvestoren hat.  

Der Leitzins im Euroraum ist seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Nun werden die Zinsen wieder steigen. Mit unterschiedlichen Auswirkungen.

Kampf gegen die Inflation

Die Rekord-Preisanstiege von Energie bis Lebensmittel sind Auslöser für die Zinserhöhung durch die EZB. Im Euroraum liegt die Inflation aktuell auf dem Allzeithoch von 8,1 Prozent, in Österreich sind es 8 Prozent.

Die hohe Inflation belastet die Menschen. Sie können sich für einen Euro zunehmend weniger leisten. Auf eine schnelle Entspannung bei den Preisen können Verbraucherinnen und Verbraucher allerdings  nach der Zinserhöhung zunächst nicht hoffen. Gegen steigende Energiepreise, welche die Inflation vor allem anheizen, sind Europas Währungshüter weitgehend machtlos. Die Notenbank kann aber dazu beitragen, dass sich die Teuerungsrate nicht dauerhaft auf hohem Niveau festsetzt. 

Sorgen bereiten den Notenbankern mögliche Effekte wie eine Lohn-Preis-Spirale. Steigen die Löhne als Reaktion auf die hohe Inflation zu stark, könnte das die Preise weiter nach oben treiben, weil Unternehmen gestiegene Löhne als Rechtfertigung von weiteren Preiserhöhungen heranziehen. Löhne und Preise schaukeln sich dann gegenseitig hoch. 

Endlich wieder Sparzinsen

Erträge auf Sparbücher und -konten waren in der Nullzinsphase quasi abgeschafft. Nun ist ein Comeback der Sparzinsen in Sicht. Bis Jahresende könnte es mehrere EZB-Zinsschritte geben, Experten rechnen dann mit einem Einlagensatz von 0,5 Prozent, manche erwarten 1,5 Prozent. Riesige Sprünge sind das nicht - und bis höhere Zinsen bei den Sparerinnen und Sparern ankommen, dauert es erfahrungsgemäß einige Zeit.

Aber Sparbücher bleiben Geldvernichtung

Trauriger Fakt ist: Dass unser Erspartes wieder etwas abwirft, ist nicht in Sicht. Denn solange die Inflation höher ist als die Sparzinsen, wird unser am Sparbuch liegendes Geld immer weniger wert. Das ändert sich mit den aktuell in Aussicht gestellten Zinsanhebungen nicht. Sparbücher sind also weiter Geldvernichtung.

Kredite werden teurer

Die Kehrseite der Zinserhöhung: Kredite werden teurer. Nach Erfahrung von Verbraucherschützern geben Banken und Sparkassen steigende Zinsen an Kreditnehmer vergleichsweise zügig weiter. Höhere Zinsen treffen vor allem diejenigen, die ein neues Darlehen brauchen oder eine Anschlussfinanzierung für einen Immobilienkredit. Bei laufenden Fixzins-Hypothekenkrediten ändert sich nichts an der Zinshöhe. 

Wenn es teurer wird, sich Geld von der Bank zu leihen, bremst das die Nachfrage - und hilft im Kampf gegen die Inflation. Natürlich dämpft es auch die Investitionslust von Unternehmen, was wiederum das Wirtschaftswachstum einbremst.

Auswirkungen auf die Börsen

Jahrelang profitierten die Börsen von den Niedrigzinsen und der Geldschwemme großer Notenbanken. In der Zinsflaute herrschte Anlagenotstand, Investoren mussten das viele billige Geld schließlich irgendwo anlegen. Sie setzten daher verstärkt auf Aktien, die auch dank Dividenden attraktiver waren als manche andere Geldanlage. Das trieb die Kurse nach oben.

Steigende Zinsen bremsen die Wachstumsstrategie vieler börsenotierter Unternehmen - und können sich daher negativ auf die Kursentwicklung auswirken. Zudem machen höhere Zinsen Anlagen wie Anleihen wieder attraktiver.

In Reaktion auf die EZB-Zinsentscheidung gingen die europäischen Börsen am Donnerstag gleich mal auf Talfahrt.

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