Die deutschen Exporteure haben schon vor Beginn der russischen Invasion in der Ukraine einen unerwarteten Rückschlag erlitten.
Ihre Ausfuhren fielen im Jänner um 2,8 Prozent niedriger aus als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Ökonomen hatten dagegen mit einem Wachstum von 1,0 Prozent gerechnet. Die Importe sanken sogar um 4,2 Prozent. Hier hatten Experten mit einem Anstieg von 2 Prozent vorhergesagt.
Dagegen zog das Russland-Geschäft vor den inzwischen verhängten Sanktionen gegen den Trend an. Die Exporte dorthin nahmen um 14,4 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro zu, die Importe sogar um 18,9 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro. Wegen der westlichen Sanktionen erwarten Experten aber in den kommenden Monaten schwere Einbrüche im Außenhandel mit Russland. "Unternehmen mit starkem Russland-Fokus kommen derzeit nämlich unter die Räder", sagte etwa der Chefvolkswirt der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe, Alexander Krüger. "Gleichzeitig fachen hohe Öl- und Gaspreise die Importe an."
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) ist vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs bereits von seiner Exportprognose für heuer abgerückt. Die bis jetzt angepeilten sechs Prozent Zuwachs seien nicht mehr zu schaffen, sagte DIHK-Außenhandelschef Volker Treier. Die prall gefüllten Auftragsbücher nützten nichts, wenn sich die Probleme in den Lieferketten nicht bald auflösten.
In einer DIHK-Umfrage unter rund 2.700 grenzüberschreitend aktiven Unternehmen gaben 54 Prozent der Betriebe an, eine akute Zunahme von Handelshemmnissen zu spüren. Befragt wurden die Firmen in der ersten Februar-Hälfte - also vor dem russischen Angriff auf die Ukraine. Die in der Coronapandemie entstandenen Handelshemmnisse verfestigten sich: "Das sind noch einmal mehr als im Jahr 2020 mit seinen zahlreichen Coronalockdowns und zugleich der höchste Wert, den wir in den vergangenen zehn Jahren gemessen haben", so Treier.