Krise ließ Exporte in die Ukraine einbrechen

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Österreich ist nach Deutschland, den Niederlanden und Zypern der viertgrößte Investor in der Ukraine. Allein im vergangenen Jahr investierten österreichische Unternehmen laut der Außenwirtschaftsorganisation der Wirtschaftskammer Österreich (AWO) in der Ukraine insgesamt 378 Mio. US-Dollar (270 Mio. Euro).

Die ehemalige Sowjet-Republik ist allerdings von der Wirtschaftskrise besonders stark getroffen. Der IWF, der der Regierung in Kiew ein Darlehen von über 16,4 Mrd. Dollar (11,63 Mrd. Euro) zugesagt hat, geht in seiner jüngsten Prognose für 2009 von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung des Landes um acht Prozent aus. Die EBRD rechnet sogar mit einem Minus von zehn Prozent.

2009 werde auch für die österreichischen Exporteure ein schwieriges Jahr, erwartet die AWO. Im ersten Quartal brachen die Ausfuhren um 55 Prozent ein. Der günstige Währungskurs eröffne österreichischen Firmen aber gerade heuer gute Eintrittschancen auf dem ukrainischen Markt. Außerdem sei ein gesteigertes Interesse führender ukrainischer Unternehmen aus allen Bereichen an Kontakten zu österreichischen Firmen zu bemerken.

Hohes Exportplus im Jahr 2008

Die österreichischen Exporte stiegen 2008 deutlich an und das vorläufige Endergebnis weist einen Export von Waren von 901 Mio. Euro (Plus 21,9 Prozent im Vorjahresvergleich) auf. Den Hauptanteil daran machen Lieferungen von Maschinen, Apparaten, elektronischen und mechanischen Geräten und Waren aus. Aber etwa auch Pharma-Produkte verzeichneten im vergangenen Jahr einen Exportzuwachs. Bei den Importen gab es 2008 bei den ukrainischen Waren - die ukrainische Wirtschaft besteht zu einem großen Teil aus Schwerindustrie - hingegen nur einen geringen Anstieg auf 519 Mio. Euro bzw. 0,7 Prozent.

Fußball-EM soll Investoren anziehen

Bundespräsident Heinz Fischer betonte, die Wirtschaftsbeziehungen Österreichs mit der Ukraine seien auf Langfristigkeit angelegt. Er freut sich über die "optimistische Grundstimmung" der ukrainischen Landesvertreter. Die Ukraine hofft vor allem mit der Fußball-EM 2012 wieder ausländische Investoren anzuziehen.

Für die geplante Durchführung der EM 2012 müssten in der Ukraine rund 250 Hotels gebaut werden sowie Ausbauarbeiten an Flughäfen und Straßen vorgenommen. Allerdings hat die ukrainische Regierung ihr Budget für die Ausrichtung der EM 2012 heruntergeschraubt: Statt 163 Mrd. ukrainische Griwna (15,2 Mrd. Euro) sind nun nur mehr 127 Mrd. (11,84 Mrd. Euro) für das gemeinsam mit Polen ausgerichtete Großereignis veranschlagt. Der Rückgang wurde in erster Linie damit argumentiert, dass Odessa und Dnjepropetrowsk als Host-Citys ausgefallen sind. Die UEFA hatte im Mai Kiew, Donezk, Lwiw und Chakow als Spielorte ausgewählt. Vor allem die Errichtung der Spielstätten liegt im Zeitplan jedoch weit zurück. Erst in der Vorwoche hatte das Parlament in Kiew nach einem dramatischen Appell des ukrainischen Präsidenten Wiktor Juschtschenko dringend benötigtes Geld für die EURO 2012 freigegeben. Die Oberste Rada hatte trotz der Finanzprobleme rund 930 Mio. Euro für Infrastrukturmaßnahmen bewilligt.

"Herausforderung, Potenzial zu realisieren"

Die geplante EM sei eine "schöne Herausforderung, Potenzial zu realisieren", betonte Juschtschenko. Die gegenwärtige Lage der Ukraine sei vor allem durch den Einbruch der Exporte um mehr als 50 Prozent entstanden. Die Abwertung der ukrainische Landeswährung Griwna (Hrywnja) seit Beginn der Krise um rund 50 Prozent habe zwar der negativen Exportentwicklung entgegengewirkt, allerdings auch zu einem massiven Abzug von Bankeneinlagen geführt. Ein Drittel aller Einlagen wurde demnach abgezogen. Die ukrainischen Banken hätten deshalb seit sechs Monaten keine Kredite mehr an nationale Unternehmen vergeben können. Die Zahl der Arbeitslosen sei von 550.000 Anfang des Jahres, auf aktuell 890.000 gestiegen, sagte Juschtschenko und forderte eine effizientere Haushaltspolitik.

Die Ukraine will laut Danilischin die Zusammenarbeit im Bankenbereich, Tourismus oder etwa High-Tech-Segment wieder ankurbeln. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (V) verwies auf aktuelle Probleme im ukrainischen Bankensektor: Die österreichischen Institute wollen nach seinen Worten "Chancengleichheit". Die ukrainische Nationalbank habe Regelungen erlassen, wonach bestimmte Rückstellungen für Fremdwährungskredite in die ukrainische Landeswährung Griwna umgerechnet werden müssen. Investitionen seien dadurch mittelfristig gefährdet. Eine weitere negative Regelung der ukrainischen Nationalbank sei das Verbot des Verkaufs von verpfändeten Wohnungen.

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