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Milchmarkt: "Gedämpfter Optimismus" für 2010

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Am Milchmarkt in Europa sei nach dem vergangenen Preistief für die Produzenten für 2010 wieder ein mit der Einschränkung "gedämpft" versehener Optimismus angesagt. Die Anzeichen einer Wende nach oben sind bereits seit Mitte des Jahres erkennbar. Das stellten der Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ, Hannes Herndl, und der Milchmarktexperte Erhard Richarts des Kieler ife.

Er analysierte, die Milchmengen in Europa würden nicht mehr weiter wachsen, seit Herbst seien sie sogar geringer als im Vorjahr. Die Binnennachfrage habe sich stabilisiert. Sie habe unter den bis in die erste Hälfte 2008 hohen Preisen gelitten und sei auch durch die Wirtschaftskrise gedämpft worden.

"Niemand ist unterernährt, aber die Menschen haben gelernt, sparsamer umzugehen. Das bleibt auch, wenn die Preise wieder nach unten gehen", schilderte der Experte.

Zuletzt habe sich auch die Nachfrage für den Export in Drittländer belebt, etwa nach Ostasien oder in den Nahen Osten. Dem stehe gegenüber, dass die weltweite Produktion kaum noch steige, sie sei nach einem Boom nun in einer Stagnationsphase.

Die US-Erzeugung gehe zurück, Neuseeland wachse langsamer als erwartet, Australien und Argentinien erzeuge deutlich weniger, Brasilien sei auf dem Weg zu einem Exportland gewesen und nun wieder Importland, beschrieb er die Situation in wichtigsten Erzeugerländern. Das werde - wenn diese Tendenzen anhalten sollten - eine deutlich verbesserte Marktlage in Europa bewirken.

Überhitzung wenig wahrscheinlich

Auch wenn die zuletzt stärker als saisonüblich gestiegenen Preise Anfang 2010 wieder nachgeben sollten, werde es keinen so tiefen Absturz wie davor geben. Auch eine Überhitzung wie 2007/08 sei wenig wahrscheinlich, wenn auch nicht ganz auszuschließen, prognostizierte Erharts. Spätestens 2011 werde der alte Trend wieder eintreten, dass der Bedarf wegen der Bevölkerungszunahme pro Jahr um 14 Mio. t steige.

Die Preisentwicklung für alle agrarische Rohstoffe zeige langfristig nach oben. Erharts kann der Krise beim Milchmarkt sogar positives abgewinnen: Man habe Erfahrungen gesammelt, wie man mit Preisschwankungen, die auch in Zukunft nicht auszuschließen seien, umgeht. Sie sollten moderat in die Konsumentenpreise einfließen. "Es hätte Vorteile, wenn es etwas geräuschloser abläuft".

Herndl sieht in den neuen EU-Milchmarktregelungen - Ende der Milchquotenregelung 2015 - massive Herausforderungen für die Milch- und die Molkereiwirtschaft. "In der Qualität sind wir Spitze, das kann man zwei-, dreimal unterstreichen" - das habe der heimischen Milchwirtschaft vor dem tiefen Absturz des Preisniveaus in anderen Ländern bewahrt.

Es seien aber jetzt weitere betriebliche Anpassungsschritte und Investitionen notwendig, um noch effizienter und wettbewerbsfähiger zu werden. Auch der Lebensmittelhandel sei gefordert. Dem zuletzt immer wieder ausgeübten Preisdiktat müsse künftig das Prinzip von Fairness und Partnerschaft folgen.

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