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Wiener Erntedankfest: ÖVP-Optimismus trotz Krise

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Die Finanzkrise und Schäden infolge von Unwettern haben beim heurigen Erntedankfest am Wiener Heldenplatz die Feierstimmung kurzfristig ein wenig getrübt. Die Festredner - hochrangige ÖVP-Politiker aus der Regierungsmannschaft - übten sich am 13.9. trotz allem in Optimismus.

Vizekanzler und ÖVP-Chef Josef Pröll betonte, die Koalition bemühe sich weiterhin, das "Tal der Tränen" zu überbrücken und versprach Arbeitseifer bei der am 14.9. beginnenden, zweitägigen Regierungsklausur in Salzburg. "Ernten kann nur der, der sät und unter widrigsten Bedingungen den Pflug einspannt und ackert", zog Pröll Parallelen zwischen Politik und Landwirtschaft.

Man werde in Salzburg gemeinsam mit dem Partner SPÖ bezüglich unterschiedlichster Fragestellungen daran arbeiten, "Antworten zu geben anstatt sinnlos zu diskutieren". Das Land befinde sich wirtschaftlich zweifelsohne gerade in einem der schwersten Jahre innerhalb der vergangenen Jahrzehnte, wobei die Koalition bereits viel Geld in die Hand genommen habe, um gegenzusteuern, lobte er die eigene Arbeit sowie seine Kollegenschaft.

Krise hat Landwirtschaft voll erfasst

Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich (V) zeigte Verständnis für die "vielen Sorgen auf den Höfen", die infolge von schweren Unwettern herrschen würden. Diese hätten viele Teile Österreichs "extrem erschüttert". Zudem habe die Krise die Landwirtschaft nun voll erfasst. Berlakovich forderte Maßnahmen von der EU-Kommission, den Agrarstandort Europa - und damit auch Österreich - abzusichern, ohne dies zu konkretisieren.

Negativ äußerte sich der Minister zum angekündigten Milchstreik: "Streik und Wegwerfen von Lebensmitteln halten wir nicht für die richtige Maßnahme." Er plädierte - gemäß dem Motto des zweitägigen Erntedankfestes "Lebensqualität durch Regionalität" - für "bodenständige Genussmittel" und wetterte gegen "Kunstkäse" und "Schummelschinken".

Der Wiener ÖVP-Chef, Wissenschaftsminister Johannes Hahn, erinnerte in seiner Ansprache vorrangig an die Hagel- und Sturmschäden, mit denen die Bauern der Bundeshauptstadt zu kämpfen haben. Er forderte schnelle und unbürokratische Hilfe für die Betroffenen und verlangte von der regierenden SPÖ die Einrichtung eines Katastrophenfonds, wie es einen solchen bereits in allen anderen acht Bundesländern gebe. Das Problem sei nicht, dass die Stadt Wien nicht helfe - nur: Die Entschädigungszahlungen würden frühestens erst ab Beginn des kommenden Jahres ausbezahlt.

Bauernbundpräsident Fritz Grillitsch warnte vor einem "Klassenkampf, wie ihn manche in unserem Land wollen". Stattdessen gelte es angesichts der großen Herausforderungen einen Schulterschluss zwischen den einzelnen Berufsgruppen zu schließen. Bezüglich des Konflikts um die Milchpreise meinte er, man trete für Gespräche anstatt eines Streiks ein. Durch letzteren bestehe die Gefahr, dass künftig "ausländische Milch" in den Regalen angeboten werde. Bereits vor den Festansprachen nahm Dompfarrer Toni Faber die Segnung der Erntefrüchte vor. Nach den Auftritten der Polit-Prominenz setzte sich schließlich der traditionelle Umzug der Erntewägen in Bewegung.

220.000 Besucher am Heldenplatz

Eine ungewohnt hohe Dichte an Dirndln und Krachledernen hat dieses Wochenende das Modebild am Wiener Heldenplatz geprägt: Insgesamt 220.000 Besucher - oftmals in traditionell ländlichem Look - folgten der Einladung des Bauernbundes zum zweitägigen Erntedankfest, das bereits zum 9. Mal zwischen Nationalbibliothek und Volksgarten stattfand. Kulinarik, Konzerte und Bierkistenkraxeln sollten das heurige Motto "Lebensqualität durch Regionalität" transportieren helfen. Höhepunkte waren einmal mehr die Segnung der Feldfrüchte und der Umzug der Erntewägen am 13. September.

Erwartungsgemäß standen Brauchtum und Zünftigkeit im Mittelpunkt des Events, wobei seitens der Gäste der Kulinarik vermutlich die größte Bedeutung beigemessen wurde, wie große Aufläufe bei den Gastroständen vermuten ließ. Insgesamt 30 Genussregionen aus ganz Österreich, das selbstbewusst als "Feinkostladen Europas" beworben wurde, boten von der Leithaberger Edelkirsche über die Jauntaler Salami bis hin zum Lilienfelder Voralpen-Wild eine breite Produktpalette an.

Wer nicht nur essen, sondern sich Profi-Tipps für den eigenen Umgang mit Töpfen und Zutaten holen wollte, konnte beim Schaukochen mit Hotel-Imperial-Küchenchef Sigi Kröpfl die eine oder andere Nachhilfestunde einlegen. Durstige wurden einstweilen von "Bierpapst" Conrad Seidl versorgt, der nach einem bühnentauglichen Fassanstich reichlich Gerstensaft ausschenkte.

Für Staunen sorgten Mitarbeiter der Land- und Forstbetriebe, die ihren gekonnten Umgang mit der Motorsäge beim Schnitzen unter Beweis stellten. Ein Hindernis-Parcours aus Holz sowie ein Rodeo-Sattel luden einstweilen ein, die eigene Geschicklichkeit auf die Probe zu stellen. Kleine Besucher kamen bei einem "Waldmemory" mit Tiermotiven oder beim Basteln mit Filz oder Holzmaterialien auf ihre Kosten.

Entsprechendes musikalisches Programm boten etwa das Rinegger Quintett, die Conradler, diverse Volksmusikkapellen oder die Sängerrunde Rothenthurm. Traditionsbewusst zeigten sich auch die Goaßlschnalzer und die Voigasplattler. Ein Konzert der Stadtkapelle Wieselburg beendete das diesjährige Erntedankfest in der Wiener Innenstadt.

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