Märkte und Börsen

EZB-Chefin Lagarde signalisiert Zinsanhebung im Juli

Teilen

Die Europäische Zentralbank (EZB) steuert angesichts der Rekordinflation auf die erste Zinsanhebung seit elf Jahren zu. Bei der Notenbank-Sitzung am 21. Juli könnte es passieren.

Ein Ende der Netto-Wertpapierkäufe sei "sehr früh im dritten Quartal" zu erwarten, schrieb EZB-Präsidentin Christine Lagarde in einem am Montag von der Notenbank veröffentlichen Beitrag. "Dies würde uns eine Anhebung der Zinssätze auf unserer Sitzung im Juli ermöglichen, im Einklang mit unseren Prognosen." Die Juli-Sitzung des EZB-Rats ist für den 21. Juli angesetzt.

"Ausgehend von den derzeitigen Aussichten werden wir wahrscheinlich in der Lage sein, die negativen Zinssätze bis zum Ende des dritten Quartals zu beenden", kündigte Lagarde an. Derzeit müssen Banken 0,5 Prozent Einlagezinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Viele Institute berechnen ihren Kunden wegen dieses negativen Einlagensatzes ab bestimmten Summen auf dem Konto ein sogenanntes Verwahrentgelt.

Der Leitzins im Euroraum liegt seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. 

Rekordinflation zwingt zum Handeln

Die Rekordinflation im Euroraum zwingt Europas Währungshüter zum Gegensteuern. Im April stiegen die Verbraucherpreise im Währungsgebiet zum Vorjahresmonat um 7,4 Prozent (Österreich: 7,2 Prozent). Damit verharrte die Teuerung auf dem höchsten Niveau seit Einführung der gemeinsamen Währung. Die EZB strebt mittelfristig stabile Preise bei einer jährlichen Teuerungsrate von 2 Prozent an.

Balanceakt

Für die EZB ist der Ausstieg aus der seit Jahren ultralockeren Geldpolitik ein Balanceakt: Höhere Zinsen helfen dabei, die Inflation zu dämpfen, können aber zugleich das Wirtschaftswachstum bremsen. "Sollte sich die Wirtschaft des Eurogebiets infolge eines positiven Nachfrageschocks überhitzen, wäre es sinnvoll, die Leitzinsen schrittweise über den neutralen Zinssatz anzuheben", schrieb Lagarde. "Dies würde sicherstellen, dass die Nachfrage wieder mit dem Angebot in Einklang kommt und der Inflationsdruck nachlässt."

Der neutrale Zins stellt eine Art Gleichgewichtszins dar, bei dem weder Inflation noch Wirtschaftswachstum ein Übergewicht entwickeln. Für die USA schätzen Ökonomen den neutralen Zins derzeit auf etwa 2,5 Prozent. Für den Euroraum wird er meist deutlich niedriger angesetzt.
 
 
 
 
 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.