Umfrage

Experten erwarten Zinspause der EZB

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Die Europäische Zentralbank (EZB) wird laut einer Reuters-Umfrage auf ihrer Zinssitzung am Donnerstag wahrscheinlich die Füße still halten.  

Von 69 befragten Ökonomen rechnete eine Mehrheit von 39 Experten oder rund 57 Prozent damit, dass die EZB am 14. September eine Zinspause einlegen wird, wie aus der am Freitag veröffentlichten Umfrage hervorgeht.

30 Volkswirte gingen dagegen davon aus, dass die Notenbank den am Finanzmarkt maßgeblichen Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, um erneut 0,25 Prozentpunkte auf dann 4,00 Prozent anheben wird. Das wäre das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999. Reuters befragte Volkswirte in der Zeit vom 5. bis 7. September zu ihren Erwartungen.

Seit Sommer 2022 haben die Währungshüter im Kampf gegen die Inflation die Zinsen bereits neunmal in Folge angehoben - zuletzt im Juli um 0,25 Prozentpunkte. Insgesamt haben die Euro-Wächter damit innerhalb von etwas mehr als einem Jahr den Einlagensatz um zusammen 4,25 Prozentpunkte nach oben gesetzt. Noch im Juni 2022 war der Satz bei minus 0,5 Prozent gelegen, was Strafzinsen für die Banken bedeutete. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB besorgen können, beträgt derzeit 4,25 Prozent. Aus dem Zinsfutures an der Börse geht aktuell hervor, dass Investoren dort die Wahrscheinlichkeit mit rund 64 Prozent veranschlagen, dass die EZB nächste Woche eine Zinspause einlegen wird.

Zwar hat sich die Inflation inzwischen seit den Höchstständen des vergangenen Jahres halbiert. Doch mit 5,3 Prozent im August lag die Rate zuletzt immer noch mehr als doppelt so hoch wie die Zielmarke der EZB von zwei Prozent. Sorgen bereitet den Währungshütern aber auch die sich zunehmend eintrübende Konjunktur in der Eurozone. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft - Industrie und Service-Sektor zusammen - sank im August überraschend deutlich um 1,6 Zähler auf 47,0 Punkte. Börsianer blicken zudem vor Herbstbeginn laut der monatlichen Umfrage der Beratungsfirma Sentix wieder pessimistischer auf die Konjunktur. Für die EZB ist das keine einfache Situation. Denn sie will tunlichst vermeiden, dass die Wirtschaftsaktivitäten im Zuge ihrer Straffungspolitik ganz abgewürgt werden.

Zum weiteren Zinspfad der Währungshüter nach der September-Sitzung sind die Volkswirte der Umfrage zufolge eher geteilter Meinung. Während 36 von 69 befragten Volkswirten - etwa 52 Prozent - den Zinsgipfel heuer bei einem Einlagensatz von 3,75 Prozent erwarten, rechneten 33 oder rund 48 Prozent damit, dass die EZB bis Jahresende den Satz noch auf 4,00 Prozent anheben wird.

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